gegenwärtigen Situation, keine der Akteursgruppen es wirklich will und
entsprechend fördert"*®
3.2.2.3 Ausblick
Als sich im Sommer 1987 die Chemie — Arbeitgeber mit der IG Chemie
zusammensetzten, um über einen mehrjährigen Entgelttarifabschluß zu
verhandeln, kam die Diskussion auch auf die Vorruhestands- und
Alters — Teilzeitregelung und ihre eventuelle Verlängerung.
Um über diese Frage aber adäquat verhandeln zu können, mußte man
wissen, ob die gesetzliche Grundlage dieses Tarifvertrages, das Vorruhe —
standsgesetz über 1988 hinaus verlängert wird oder nicht. Insbesondere von
Gewerkschaftsseite bemühte man sich von daher um eine verläßliche
Antwort, man sprach mit den verantwortlichen Ministern und Staatssekre —
tären, wandte‘ sich an das Bundeskanzleramt usw.; eine definitive Antwort
war aber nicht zu bekommen. Mal hieß es, ja, es wird verlängert, dann,
zu 70-80% wird verlängert, ein andermal hieß es, nein, der
Bundeskanzler habe kein Interesse an einer Verlängerung.
Daß solche Auskünfte keine vernünftige und solide Basis sind, auf die
langfristig angelegte Tarifpolitiken aufbauen können, ist selbstverständlich.
Letztlich ging man gerade auf seiten der IG Chemie aufgrund des ganzen
Zeitablaufs und der faktischen Machtverhältnisse in der derzeitigen
Regierung davon aus, daß nicht verlängert wird und schwenkte um in
Richtung Wochenarbeitszeitverkürzung.
"Wenn wir keine verläßliche Auskunft haben, ob die gesetzliche
Grundlage so erhalten bleibt, bedeutet das automatisch, daß wir den
Vorruhestandstarifvertrag nicht weiter verlängern können, daß wir umstei —
gen müssen auf allgemeine Arbeitszeitverkürzung" (IG Chemie).
Hinzu kommt, daß sich auch die IG Chemie dem allgemeinen Trend
zur Wochenarbeitszeitverkürzung kaum verweigern konnte, daß auch die
IG Chemie den Druck der jüngeren Arbeitnehmer spürte, nun auch mal
etwas für diese zu tun (die ja im Gegensatz zu ihren Kollegen im
Metallbereich, die bald die 36 Std. — Woche haben. immer noch 40 Std. —
Woche arbeiten müssen).
"Es hat natürlich zu all diesen Punkten Diskussionen gegeben. Das ist
alles angesprochen worden, klar. ... Die Diskussion mit den Jugendlichen
oder mit den jüngeren Arbeitnehmern konnten wir aber immer dadurch
gut in den Griff bekommen, als wir darauf verwiesen haben, aber paßt
mal auf, die scheiden aus, die müssen wieder besetzt werden, also sorgen
wir zunächst einmal dafür, daß ihr überhaupt einen Job bekommt. Auf
dieser Ebene, mit dieser Argumentation haben wir ... die Diskussion im
Griff behalten, so daß man zum Vorruhestand insgesamt sagen kann, daß
18 Prognos AG (1986), S. 170.
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