Full text: Die Praxis des gleitenden Übergangs in den Ruhestand

schriebene zehnjährige (bzw. achtjährige) Betriebszugehörigkeitsdauer 
nicht“. 
Auch der größte Arbeitgeber in der Kunststoff — verarbeitenden Industrie 
Berlins (etwa 400 Beschäftigte) besteht erst seit 1972. Hieraus läßt sich 
direkt ersehen, daß die Zahl der langjährig Beschäftigten und damit 
Anspruchsberechtigten relativ gering ist. Hinzu kommt, daß es in Berlin 
nur zwei Betriebe gibt, die im voll kontinuierlichen 3-— Schicht — Betrieb 
arbeiten (darunter nicht der größte), so daß sich auch von daher die 
Anzahl der Anspruchsberechtigten verringert. 
Auf Arbeitgeberseite war klar, daß — konnte man die entsprechenden 
Anspruchskriterien wie 10-jährige Betriebszugehörigkeit durchsetzen -— 
die Zahl der Anspruchsberechtigten relativ gering sein wird. Zur Vorbe-— 
reitung der Tarifverhandlungen 1985 hat man nämlich Ende 1984 eine 
Altersstrukturerhebung durchgeführt. Der Rücklauf der Befragung bezog 
sich dabei auf 14 Betriebe (elf Betriebe mit bis zu 99 Beschäftigten, ein 
Betrieb mit bis zu 200 Beschäftigten, zwei Betriebe mit bis zu 500 
Beschäftigten) mit insgesamt 1.324 Beschäftigten (1.104 gewerbliche 
Arbeitnehmer, 220 Angestellte). Zum Stichtag der Erhebung waren von 
diesen 1.324 Beschäftigten lediglich 19 Arbeiter und 15 Angestellte älter 
als 54 Jahre und wiesen zudem eine mindestens zehnjährige Betriebs — 
zugehörigkeit auf. Diese Zahl, insgesamt 34 Anspruchsberechtigte, macht 
— auch wenn man nicht alle Beschäftigten der Branche erfaßt hat — 
deutlich, daß nur bei Anwendung der Kriterien Lebensalter und 
Betriebszugehörigkeitsdauer die Zahl der Anspruchsberechtigten relativ 
gering sein wird®®, 
Im Tarifvertrag vereinbarte Vorruhestahds — Anspruchskriterien wie 3-— 
Schicht — Arbeit oder Schwerbehinderung haben dabei den Kreis der 
Anspruchsberechtigten, insbesondere für den Vorruhestand. weiter ein- 
geengt. 
Bei dem größten Arbeitgeber im Kunststoff — verarbeitenden Bereich hat 
es bisher keinen einzigen Fall von GÜR bzw. Altersteilzeit gegeben, son — 
dern lediglich zehn Vorruhestandsfälle; d.h. auch hier wurde die 4% -— 
bzw. 5% - Quote nicht ausgeschöpft. Die Zahl der Vorruhsstandsfälle ist 
dabei auch deshalb so "hoch", weil das Unternehmen älteren Beschäftigten, 
die nach dem Tarifvertrag nur Anspruch auf den GÜR gehabt hätten, 
trotzdem den Vorruhestand angeboten hat. Diese älteren Arbeitnehmer 
hatten einen Antrag auf Vorruhestand (ab 58 Jahre) gestellt, obwohl sie 
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Diese unterschiedliche Betroffenheit der Unternehmungen durch den Tarifabschluß 
war entsprechend auch einer der "Knackpunkte" bei den Tarifverhandlungen. 
Allerdings muß man hier der IG Chemie zugestehen, daß sie 1985 noch von einer 
Verlängerung des Vorruhestandsgesetzes ausgegangen war und somit auch davon, 
‘daß immer mehr nach den Beschäftigtenstrukturen, die wir erkennen konnten, in 
den Anspruch hineinwachsen würden.”
	        
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