2.3. Konsequenzen für die Untersuchungsmethode
Aus den bisherigen Ausführungen über den theoretischen Orientierungs —
rahmen geht hervor, daß die Konstruktion des gewählten Rahmens vom
Gegenstand unserer Untersuchung und den damit zusammenhängenden
methodologischen Überlegungen abhängt; ebenso ist umgekehrt deutlich
gemacht worden, daß unsere empirischen Untersuchungen gerade in ihrer
Methodik vom zugrundeliegenden Orientierungsrahmen gesteuert werden.
Von daher stehen Gegenstand und Methode in einem dialektischen
Wechselverhältnis.
im Unterschied zu klassisch situativen Ansätzen begreifen wir die Ein-
flußgrößen betrieblicher Pensionierungspolitik, einschließlich individuellen
Pensionierungsverhaltens, nicht als isolierte und isolierbare Variablen. Wir
bewegen uns vielmehr in einem Forschungsfeld, auf dem grundlegende
Wirkungszusammenhänge noch relativ unerklärt und weitgehend unerforscht
sind.
Uns geht es von daher auch nicht um die Erklärung von Pensionie —
rungspolitik und Pensionierungsverhalten in dem Sinne, daß gesetzmäßige
Wenn — Dann - Zusammenhänge (Kausalbeziehungen) zwischen identifizier —
baren und abgrenzbaren Variablen aufgedeckt und für Prognosen ver-
wertbar gemacht werden. Wir verstehen unsere Arbeit vielmehr als ex-
plorative Studie, deren Ziel es ist, Pensionierungspolitik und individuelles
Pensionierungsverhalten zu rekonstruieren und damit verstehbar zu
machen.
= Zu diesem Zweck bietet sich eine qualitative Vorgehensweise an. Diese
ist insofern iterativ-— heuristisch angelegt, als wir auf der Basis unseres
theoretischen Orientierungsrahmens Pensionierungspolitik aus selbst erho —
benem empirischem Material weiterentwickeln; es geht um die Erarbeitung
eines empirisch gestützten theoretischen Verständnisses von Pensionie —
rungspolitik, hier konkret der Implementation von Modellen des GUR und
die Akzeptanz dieser Modelle auf individueller Ebene.
Im derzeitigen Stadium unseres Wissens kann es nicht um die Prüfung
von Hypothesen im Sinne einer Falsifikationsstrategie gehen. Vielmehr
steht die Gewinnung und Erarbeitung von Hypothesen im Sinne einer
Aufdeckung (Exploration) im Vordergrund. Allerdings wollen wir nicht auf
der Ebene der Deskription von als relevant erachteten Einflußgrößen ste —
henbleiben, sondern wollen auch Beziehungsrichtungen und Beziehungs —
und Wirkungszusammenhänge in ihrer "Stärke" aufzeigen.*?
22 Vgl. auch Szyperski, N./Müller — Böling, D. (1981), S. 181.
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