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T. ROTSTEIN / DER SCHÖPFER DES
SOWJETSTAATES
Einen hohen Berg kann man nur aus einer gewissen Ent
fernung mit dem Blick erfassen, und nicht die Zeitgenossen,
sondern die Nachkommen sind imstande, die Tiefe eines großen
Genies zu begreifen. Das, was Lenin uns vermacht hat, das
werden erst die künftigen Generationen seiner ganzen Bedeu
tung nach einschätzen können. Sowohl sie als auch wir werden
noch lange und viel in den Bergwerken seiner Taten und Ver
mächtnisse graben müssen, und nur langsam wird sich uns ihr
großer unerschöpflicher Reichtum erschließen. Jetzt, unmittel
bar nach der Stillegung dieser erstaunlichen Tätigkeit des
großen Intellekts, des großen Willens und des großen Herzens,
können wir, seine bescheidenen Mitkämpfer, nur ahnen, daß
mit ihm etwas Gewaltiges, etwas ganz Außerordentliches
in der Geschichte dahingegangen ist, etwas, das, für uns nur in
allgemeinen groben Zügen erkennbar, voll tiefsten Sinnes ist,
dessen wahre Bedeutung nur nach Ablauf einer Reihe von Gene
rationen entziffert werden wird.
Aber sogar in diesen allgemeinen und groben Umrissen
erkennen wir etwas Riesenhaftes, Monumentales, das sich
bereits vor unseren Augen in der gegenwärtigen Geschichte der
Menschheit zu breiten Schichten abgelagert hat, die den Anfang
einer neuen Formation bilden. Diese Formation könnte man
die Formation der neuen Staatlichkeit, der neuen Form der
staatlichen Organisation, einer neuen Gestaltung der staatlichen
Gemeinschaft nennen. Ich spreche von der Formation der
Sowjetordnung. Alle anderen Leistungen des ungeheuren In
tellekts und Willens von Lenin stützten sich auf die Forschungen
und Entdeckungen anderer. Größer als die anderen als Revo
lutionär, größer als alle anderen als praktischer Kommentator
der Theorie und Praxis des Marxismus, gehörte er un