Full text: Lenin, Leben und Werk

10 
145 
der seinen Schmerz, sein Leid (auch wenn es nicht persönlicher 
Art ist), anzuhören bereit ist. Ohne das ist das Leben schwer. 
Für das Bewußtsein der ganzen Partei, des ganzen Prole 
tariats und der gesamten Bauernschaft wurde Iljitsch zu einer 
solchen Zuflucht, zur Verkörperung der Gerechtigkeit, Wahrheit 
und Menschlichkeit. 
,,Ich werde zum Iljitsch selbst gehen,“ Wer hat nicht in 
Städten und Dörfern diesen Ausspruch, diesen Aufschrei des in 
seinem Rechtsgefühl verletzten Menschen gehört. Und sie 
gingen auch wirklich zum Iljitsch. Sehr viele. Und einer, der 
bei ihm war, der IIjitschs einfache Herzlichkeit, Aufmerksamkeit 
und liebevolle Behandlung an sich erfahren hatte, ging ins Volk 
zurück und verbreitete die Kunde (die anwachsend zu Legen 
den führte) von der Gerechtigkeit unseres Iljitsch. 
Alles das haben wir verloren. 
In den breiten Kreisen des Volkes weiß man nicht, mit 
welcher Hartnäckigkeit sich Iljitsch um die Wiederherstellung 
der erkrankten oder erschöpften Parteigenossen sorgte. 
In den letzten Jahren fragte er fast jeden Genossen, der 
ihm in die Quere kam: Waren Sie schon im Urlaub? Haben Sie 
sich erholt? Und er freute sich aufrichtig, wenn er eine 
bejahende Antwort vernahm. Im Zentralkomitee bestand er 
auf der Annahme einer ganzen Reihe von besonderen Maß 
nahmen für die Erhaltung der Gesundheit der alten Garde der 
Partei, im Sinne obligatorischer ärztlicher Untersuchungen usw. 
Zuweilen setzte er es (oft gegen den Willen des betreffenden 
Genossen) durch, daß der Erholungsbedürftige zwangsweise 
beurlaubt wurde. 
Aber um sich selbst kümmerte er sich wenig, ja er verstieß 
gegen manche Beschlüsse des Zentralkomitees, die ihm einen 
Urlaub vorschrieben. So diszipliniert und fordernd er gegen 
andere war, wenn es sich um Gesundheitsfragen handelte, ver 
letzte er die Parteibeschlüsse nur in bezug auf sich selbst. 
Nun ist Iljitsch nicht mehr unter uns, Wir nehmen Abschied 
von ihm, Mit zärtlichen, unendlich dankbaren Blicken streicheln 
wir sein ruhiges, erstarrtes Gesicht. 
Letzten Gruß Dir, Iljitsch! Leb wohl, Du Lieber, Du Einziger, 
Wir sagen Dir unseren Dank dafür, daß Du uns geholfen hast,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.