Full text: Lenin, Leben und Werk

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Hinweisen auf Originalquellen in englischer, französischer, 
deutscher und russischer Sprache gibt. 
Ich will mich nicht in Einzelheiten darüber ergehen, wie 
wir die Zeit in Minusinsk verbrachten, sondern die Aufmerk 
samkeit des Lesers bloß bei dem Portrait Wladimir Iljitschs 
verweilen lassen, den ich bereits damals, während eines gemein 
samen Aufenthalts unter einem Dache, schätzen lernte. 
Meine ganze Vorstellung von ihm, als einem „General", 
einem spöttischen, nachtragenden und hartherzigen Menschen, 
schwand gleich nach den ersten Minuten meiner Bekanntschaft 
mit ihm spurlos dahin. 
Keiner von uns zeichnete sich durch eine gleichermaßen 
natürliche Einfachheit und freundliche Zuvorkommenheit gegen 
die anderen, durch ähnliche Feinfühligkeit und Achtung vor der 
Freiheit und der menschlichen Würde eines jeden von uns, 
seiner Genossen und Gleichgesinnten aus, wie dieser „General". 
Bei vielen, die ihn nicht persönlich kannten, hat sich von 
ihm eine Vorstellung herausgebildet, als ob er ein Mensch war, 
der seine ganze Umgebung, sogar die ihm am nächsten stehen 
den Genossen, als bloßes Mittel zur Erreichung seiner politi 
schen Zwecke betrachtete; der in einem anderen „Ich“ die 
menschliche Persönlichkeit nicht genügend würdigte, der diese 
Persönlichkeit vom engen Nützlichkeitsstandpunkt aus ansah 
und sie wie eine ausgepreßte Zitrone beiseite warf, wenn er 
den Menschen nicht mehr brauchte; der ein unerbittlich grau 
samer Polemiker war und sich nicht eher zufrieden gab, als bis 
er seinen Gegner zu Boden geworfen hatte, usw. usw. In der 
Gesamtsumme dieser Eigenschaften, die die Vorstellung des 
Durchschnittsmenschen sich von diesem „Wundertier" bildeten, 
das augenscheinlich an das in der Geschichte der Literatur wohl- 
bekannte „Tier voll großer Dinge, Greuel und Lästerung“ 
gemahnte, war ein kleines Körnlein Wahrheit bloß im letzten 
Zug enthalten — nämlich was seine Psychologie als Polemiker 
anbelangte.
	        
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