Full text: Mathematische Bevölkerungstheorie

Ehelichkeitsrate . 135 
Um also exakt vergleichbare Mittelwerte zu gewinnen, bedürfte es 
sehr langer. Beobachtungszeiträume. Das aber widerspricht den prak- 
tischen Bedürfnissen. So gewonnene Resultate, wenn sie überhaupt er- 
reichbar wären, hätten nur noch theoretischen und historischen Wert, 
Aus Dekaden abgeleitete Mittelwerte sind immerhin besser vergleich- 
bar als Mittelwerte aus kürzeren Perioden. 
XII Die Beziehungen der beiden Geschlechter.) 
Allgemeines. Die Erscheinungen der Fortpflanzung müssen 
von zwei Gesichtspunkten aus betrachtet werden, von einem soziologi- 
schen und einem physiölogischen. Für die Bevölkerungstheorie sind 
beide gleich bedeutsam. Die Frauen gebärfähigen Alters in einer Ge- 
meinschaft bilden das potentielle Element der Reproduktion; seine Aus- 
lösung zu wirklichem Geschehen hängt ebenso von sozialen Umständen 
ab wie von physiologischen; so hat z. B. das Zahlenverhältnis der Ver- 
heirateten zu den Ledigen, die Ehelichkeitsrate, auf das Ergebnis größe- 
ren Einfluß als die physiologischen Unterschiede in der Fruchtbarkeit 
2, Die Ehelichkeitsrate. Als „Ehelichkeitsrate“ e soll das Ver- 
hältnis der Verheirateten, E, zu den Unverheirateten, U, definiert wer- 
den, wobei im allgemeinen in U die noch nicht verheiratet gewesenen, 
die Verwitweten und die Geschiedenen zusammengefaßt werden. Dieses 
Verhältnis = kann für jedes Geschlecht, für ein bestimmtes Alter oder 
eine Altersgruppe und schließlich für alle Alter zusammen gebildet 
werden. Die Ehelichkeitsrate einer Gemeinschaft kann als ein Maß des 
in ihr herrschenden sozialen Triebes, aber auch als ein Maß des Fort- 
pflanzungstriebes angesehen werden, beide eingeschränkt und geregelt 
durch soziale Traditionen und gefördert oder behindert durch wirtschaft- 
liche Bedingungen. Beim ‚weiblichen Geschlecht ist dieses Verhältnis 
besonders wichtig für die Beurteilung der Ergiebigkeit an Nachkommen- 
schaft. 
Die Bedeutung der Ehe in bezug auf die reproduktive Wirksamkeit 
beruht aber nicht allein auf der Ehelichkeitsrate, sondern hängt auch 
von der ehelichen und außerehelichen Ergiebigkeit ab; hierfür kommt 
insbesondere die Ehelichkeitsrate in den reproduktiven Altern in Betracht. 
In der nachfolgenden Tabelle ist die Ehelichkeitsrate 
i (266) 
E 
P = 
für das weibliche Geschlecht während der Fortpflanzungsperiode, aber 
auch für die anderen Alter, in verschiedenen Ländern angeführt. 
1) Die englische Sprache hat hierfür das eine Wort: Nuptiality. Man könnte 
dafür die kurze Bezeichnung „Ehelichkeit“ gebrauchen in ähnlichem Sinne, wie 
vorhin die Worte „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ gebraucht worden sind, Es 
801] die Ausbreitung der Eheinstitution mit allen ihren Folgeerscheinungen bedeuten.
	        
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