Full text: Mathematische Bevölkerungstheorie

254 XIV. Die komplexen Elemente der Fruchtbarkeit und Ergiebigkeit 
Etwa um das Alter 58 tritt das Minimum der Kinderlosigkeitsrate 
ein: von da ab sind die Resultate in hohem Grade unsicher. 
22. Unfruchtbarkeitsrate nach Alter und Ehedauer. Die 
Ergebnisse der Volkszählung von 1911 in Australien führten bezüglich 
der Zahl der Fälle von Unfruchtbarkeit (richtiger gesprochen von Kin- 
derlosigkeit)*) nach Alter und Ehedauer, jedoch mit Außerachtlassung 
des Einflusses, den das Alter des Ehemannes ausübt, zu den in neben- 
stehender Tabelle zusammengestellten Resultaten. . 
Die nähere Betrachtung dieser Tabelle zeigt, wenigstens bei Ehe- 
dauern bis zu 5 Jahren, einen anfänglichen Abfall der Unfruchtbarkeits- 
rate bis zu einem Minimum und daraufhin ein Ansteigen derselben; bei 
den längeren Ehedauern fängt der Anstieg in der Regel sogleich an. 
Die anfängliche Abnahme kann als die normale Abnahme der Kinder- 
losigkeit mit steigendem Alter angesehen werden; in den höheren Altern 
handelt es sich immer mehr und mehr und schließlich vollständig um 
das.Maß der wirklichen Unfruchtbarkeit; so ist bei Frauen, die bis zum 
60. Lebensjahre nicht geboren haben, trotzdem sie dem Schwangerschafts- 
risiko ausgesetzt waren, kein Zweifel an ihrer Unfruchtbarkeit. 
Die Fig. 59 zeigt den interessanten Verlauf dieser Erscheinung. Jede 
der Kurven entspricht einem Ehedauerintervall; die Ordinaten jeder ein- 
1) Physiologische Unfruchtbarkeit bedeutet nicht lediglich Kinderlosigkeit, 
sondern Kinderlosigkeit infolge Unfähigkeit der Empfängnis oder der Austragung 
des befruchteten Eies, Aus der üblichen Statistik ist die Häufigkeit der physio- 
logischen Unfruchtbarkeit nicht zu entnehmen: denn was da geboten wird, sind 
bloße Maße der Kinderlosigkeit.. s 
Eine Anzahl von Beispielen nachgewiesener physiologischer Unfruchtbarkeit 
findet sich in F, Prinzings „Handbuch der medizinischen Statistik“, 1906, 
Kap. III, und in des Verfassers „Die sterilen und kinderlosen Ehen“, p. 30—40. 
Nachstehend sind einige Schätzungen der eigentlichen Unfruchtbarkeit an- 
gegeben. 
Autorität 
Dresdner Gebärklinik 
Jresdner Gebärklinik 
Austerlitz, Prag 1891-1900 
Hofmeier, Prag 
ler und Ascher 
Huizinga, Groningen 
Verrijn Stuart, Nieder]. 
Derselbe, ärmere Klassen 
Derselbe, mittl. Klassen 
Nerselbe wohlh Klassen 
Zahl der ' 
beobach- 
ten Ehen 
27511 
27911 
83920 
2220 
2500 
1180 
9443 
Seit der Ver- 
ehelichung ab- 
velaufene Dauer 
5 Jahre 
10 Jahre u. mehr| 
nicht festgestellt! 
16—21 Jahre 
nicht festgestellt 
Zahl der 
*älle vor 
'nfrucht- 
harkeit. 
672 
134 
295 
1 
1 
1 
1 
4 
nfruchtbar- 
keitearate 
0,02407 
0,00480 
0,0753 
0,147 
0,090 
0,115 
0,131 
20,141 %0,110 
20,162 30,109 
20.160 30.126 
Die Zahlenangaben fehlen. 3 Stadt. 5 Land. 
Alle vorhandenen Zahlenangaben sind mangelhaft schon deswegen, weil sie 
auf Ehedauer und Alter nicht oder unzulänglich Rücksicht nehmen. Die Un- 
fruchtharkeitsraten gehen denn auch außerordentlich weit auseinander.
	        
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