Full text: Mathematische Bevölkerungstheorie

Natürliche Hilfsquellen 13 
abhängen. Wir werden indessen finden, daß die Natur sehr wohl ihre 
unüberschreitbaren Grenzen hat; denn die Wachstumsrate, welche gegen- 
wärtig viele Bevölkerungen kennzeichnet, kann nicht aufrecht bleiben 
für mehrere Jahrhunderte, geschweige denn für Jahrtausende. 
15. Einflüsse von Hilfsquellen, die von menschlichem Hin- 
zutun abhängen. Gebiete, wie Teile der Sahara und von Arizona in 
Amerika, anscheinend hoffnungslos öde, können durch Erbohrung arte- 
sischen Wassers fruchtbar und bewohnbar werden. In der gewöhnlichen 
Landwirtschaft kann ein Gelände, das im natürlichen Zustande wertlos 
ist, Wert erlangen durch Anwendung geeigneter Dungmittel. Ist die 
Unfruchtbarkeit auf die Abwesenheit der notwendigen Mikroorganismen 
zurückzuführen, dann wird sie nach Einführung solcher verschwinden 
und der potentielle Reichtum des Territoriums kann sich ungeahnt ent- 
falten. Es kann ferner sein, daß der Wert vorhandener Naturprodukte 
für den Menschen noch ganz unbekannt ist, und die Entdeckung ihres 
wirklichen Wertes kann mit einem Schlage die wirtschaftlichen Be- 
dingungen des Landes verändern und so das Wachstum der Bevölkerung 
erleichtern. So können Naturschätze, die noch auf menschliches Ein- 
greifen warten, sich als sehr wertvoll erweisen, während man ihnen ur- 
sprünglich keine Bedeutung beilegte. Diese Ausführungen werden es 
verständlich machen, daß es schwer ist, eine Form der Funktion zu 
finden, welche den Einfluß der natürlichen Hilfsquellen irgendwie zum 
Ausdruck bringt. 
16. Einfluß von Wanderungen, Wanderungen wirken in ver- 
schiedener Weise auf die Wachstumsrate ein: 1. Durch unmittelbare 
Vermehrung oder Verminderung des Bevölkerungsbestandes; 2. durch 
Veränderung seiner Konstitution, woraus eine Beeinflussung der Frucht- 
barkeit hervorgeht; 3. durch darauffolgende Änderung der wirtschaft- 
lichen Lage, die ebenso eine Förderung wie eine Behinderung des Wachs- 
tums nach sich ziehen kann. Eine gesonderte Untersuchung nach diesen 
Komponenten würde sehr beschwerlich sein. Da jedoch eine durch Wan- 
derungen gestörte Gemeinschaft von selbst nach einer Anpassung an die 
wirtschaftlichen Bedingungen des Wohngebietes strebt, so kann die ge- 
trennte Untersuchung nach den Komponenten unterbleiben; die Gesamt- 
wirkung wird eine verhältnismäßig einfache Form annehmen. 
Die Wanderungen verlaufen entweder periodisch oder nichtperiodisch. 
Länder mit einem starken Touristenverkehr — Zuzug oder Abgang — 
bieten ein Beispiel der ersten Form, In der Regel ist dann die Zugangs- 
oder Abgangsrate anfänglich schwach, wächst zu einem Maximum- an 
und fällt hierauf ebenso ab, so daß die sie darstellende Kurve ähnliche 
Gestalt hat wie die Wahrscheinlichkeitskurve, nur wird sie selten sym- 
metrisch sein zur größten Ordinate. Wiewohl beide Arten der Wan- 
derung unstetig verlaufen können, wird doch kein wesentlicher Fehler 
daraus entspringen, wenn man zu ihrer Darstellung stetige Funktionen 
verwendet.
	        
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