vollen öffentlichen Thermen aus, die nach einem Brande von
einem Bürger erneuert wurden ; daneben gab es noch andere, bis-
her nicht freigelegte private Bäderanlagen.
Die beiden Hauptstraßen des einstigen Militärlagers, Cardo
und Decumanus, setzten sich in gerader Flucht rechtwinklig
durch das unregelmäßige Straßennetz fort und zerlegten die
Stadt in vier Regionen, zu denen als fünfte die City trat, die
Umgebung des Kaiserforums mit seinen Tempeln, das die Mitte
des alten Militärlagers bildete. In den Erdgeschossen der Stra-
Benfronten, teils auch der Höfe, lagen Läden oder Garküchen,
deren Inhaber im Mezzanino darüber wohnten; erst im zweiten
Stock folgte wie in modernen italienischen Häusern der Piano
nobile mit teils reihenweise vorspringenden Balkonen, die auf
Holzbalken oder Kragsteinen ruhten. Regelmäßige Fenster-
reihen öffneten sich nach der Straßenfront wie nach der Rück-
seite, und die großen, mehrstöckigen Hallenhöfe nahmen den
neuzeitlichen Loggienbau vorweg. Außer den zahlreichen Gar-
küchen fand sich auch ein feines Restaurant mit mehreren geson-
derten Speiseräumen, sogar eine Großbäckerei, die ersteihrer Art.
Eine Eigenart von Ostia, der buntfarbige Ziegelbau, an die
Ziegelgotik nordischer Städte gemahnend, erklärt sich aus der
Steinarmut der Gegend. Gelbe und rote Ziegelmauern, durch
tiefrote Streifen belebt und durch Pilaster und Säulen aus
grauem Tuff oder goldgelbem Travertin mit Knäufen und Sok-
keln aus Kunstziegeln gegliedert, gaben der Architektur ein
farbenfrohes Gepräge. In weißem oder buntem Marmor oder in
Travertin prangten die Tempel und öffentlichen Gebäude;
Säulenstraßen, Brunnen und Portiken verliehen dem Straßen-
bild etwas Festliches. Durch ein marmornes Doppeltor führte
die Via Ostiensis, von langen Gräberreihen eingefaßt, nach Rom,
und um die Stadt schlang sich ein Kranz heller Villen in schat-
tigen Parks.
Die zahlreichen Ausländer brachten ihre heimischen Kulte
mit, den der phrygischen Magna Mater und anderer, syrischer
an