doch unsere Zeit als die vergangenen Jahrhunderte, wo selbst
der Altertumsfreund und der Gelehrte das Ziel seiner Sehn-
sucht oft nur durch weite, kostspielige Reisen erreichen konnte!
Diese Möglichkeiten zu erweitern, auch die fernliegenden
Schätze alter Kulturen einzubeziehen, um sie zur Wesens-
gestaltung des Einzelnen wie des ganzen Volkes zu nutzen, ist
der Zweck des vorliegenden Buches. Der Verfasser hat dieser
Aufgabe schon lange gedient; durch Studien wie durch eigene
Anschauung, daheim wie auf weiten Reisen, glaubt er, obwohl
kein zünftiger Gelehrter, ein Anrecht darauf erworben zu
haben. Ihn bewegt der gleiche Wunsch wie so viele Altertums-
freunde, einen Überblick über die Ergebnisse der Archäologie,
den lebendigen Zusammenhang der Vergangenheit mit der
Gegenwart zu gewinnen.
Diese Brücke zu schlagen scheint doppelt nötig in einer Zeit
wie der heutigen, die im wesentlichen ungeschichtlich denkt,
nicht nur, weil ihre unmittelbaren Nöte den Horizont verengen
und weil sie, wie alle revolutionär erregten Zeiten, über dem
Heute und Morgen das Gestern vergißt, ja es teils haßt und
nicht sehen will, sondern vor allem auch, weil die beispiellosen
Fortschritte der modernen Technik eine zunehmende Mechani-
sierung des Lebens mit sich bringen, ihm einen neuen Stil und
eine atemberaubende Unrast geben. Viele überlassen sich wie
berauscht diesem wilden Tempo und spotten über die stille
Hoheit und Größe der Antike, über die mystische Versunken-
heit des Mittelalters, den Kunstrausch der Renaissance und der
ihr folgenden Zeiten. Sie erkennen nicht, daß Kultur und Tech-
nik untrennbar verbunden sind und sich gegenseitig bedingen,
daß die Teilung in Natur- und Geisteswissenschaften nur eine
rein äußerliche Arbeitsteilung ist. Wie schon die ältesten tech-
nischen Erfindungen und Entdeckungen der Menschheit, Töp-
ferei und Webkunst, die Bezwingung des Feuers, Bergbau und
Hüttenwesen, schließlich die Schrift, die Voraussetzungen jeder
Höherentwicklung der Kultur waren, so ist umgekehrt die