hohe würfelförmige Gebäude mit spitzem Dach, deren Wände
in Türen und Fenster aufgelöst sind, so daß das Kultbild im
Innern sichtbar war. Die größeren umschloß ein säulengetrage-
ner Umgang mit schrägansteigendem Dach, unter dem die Weih-
geschenke standen; einige hatten am Eingang einen Vorbau.
Vor dem Tempel im Freien stand der Altar, an dem die Kult-
handlungen stattfanden. Zu größeren Kultfeiern diente ein in
der Spätzeit überbautes Theater von 50 m Breite; auf sie weisen
auch die im Altbachtal gefundenen fratzenhaften Kultmasken
hin, die den Vergleich mit den oberbayerischen und österreichi-
schen Perchtenmasken nahelegen. Diese ganz unrömische Bau-
form stammt, wie schon gesagt, von gallischen Tempeln; wir
werden sie später im Slawenland östlich der Elbe wiederfinden,
als Beweis für uralte mittelländische Zusammenhänge, auf die
auch zwei Rundtempel des Altbachtales hinweisen (s. Seite 149).
Nur der größte seiner Tempel, der des Himmelsgottes, hatte eine
Cella für Kulthandlungen wie die antiken Tempel und eine halb-
runde Apsis für das Kultbild. ;
Rechts und links von diesem Tempel ragte, in ihren Resten
festgestellt, je eine der im ganzen Rheingebiet verbreiteten Ju-
piter- oder Gigantensäulen, auf denen ein speerschwingender
Gott reitet. Zwischen den Hufen seines Pferdes liegt ein schlangen-
artiges Ungetüm mit brüllendem Menschenhaupt, in der Rech-
ten eine Keule (den Donner), die Personifizierung der Gewitter-
wolke. In diesem Bilde vereinigen sich also Züge des Wilden
Jägers mit denen des Donar. Dann folgt eine Kapelle des in
Trier in hohen Ehren stehenden Handelsgottes, der auf einem
Altar des Altbachtales als Deus Mercurius Peregrinorum (Merkur
der Nichtrömer) bezeichnet ist. Dieser Altar wurde zur Zeit
Domitians von einem Matrosen der römischen Rheinflotte ge-
weiht, der im Zivilberuf Bierverleger und Tuchhändler war
(Miles classis germanicae, Mercator cervesarius et artis offectu-
rae). Der Gott, dem er den Altar geweiht hat, ist uns aus einem
anderen Trierer Relief bekannt. wo er als Baumfäller und Wege-
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