35. Müngersdorf bei Köln, Römischer Gutshof, Rekonstruktion
ten Palästen, von deren Anlage wir weiter unten reden werden.
Der Grundriß des Herrenhauses von Müngersdorf ist freilich
recht verwickelt, aber nur, weil es 350 Jahre lang (von 50—400
n.Chr.) gestanden und nicht weniger als sechs Umbauten er-
fahren hat. An den ursprünglich einfachen, langgestreckten Bau
von 50:20m mit hohem Satteldach und zwei niedrigen Vorbau-
ten an der einen Schmalseite wurde zunächst auf der östlichen
Langseite, der Hoffront, eine kleine Veranda und ein Keller an-
gebaut; dann, als Luxus und Bequemlichkeit zunahmen, dehnte
man die Veranda auf die ganze Längsseite aus und baute an die
nördliche Schmalseite ein Schlafzimmer mit Fußbodenheizung, an
die andere eine luxuriöse Badeeinrichtung von dem uns aus Trier
bekannten Typ an; schließlich wurde der westlichen Langseite,
der Parkfront, noch eine säulengetragene Wandelhalle vorgelegt.
So erhielt das Gebäude ein immer monumentaleres Aussehen.
Auch im Innern, das bis auf den großen durchgehenden Mittelsaal
zweistöckig war, zeugen zahlreiche marmorne Wandplatten und
Stuckreste mit flotter Bemalung von der Pracht der Ausstat-
tung. Auf der Hofseite lag nahebei das Gesindehaus ; in weiterem
Abstand folgten vier Speicher und Scheunen, darunter ein zwei-
stöckiger Kornspeicher (Silo) und eine offene Feldscheune.
Mehrere tiefe Brunnen und eine sorgfältige Entwässerungs-
anlage, die in einen Ententeich führte, sorgten für frisches Was-
ser und Reinlichkeit. Den ganzen Bezirk umschloß eine Mauer,
an die zwei Gräberfelder stoßen. Das eine besteht aus Brand-
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