straßen. Der Bauernhof bei Mayen ist besonders wichtig da-
durch, daß der Hauptbau auf einem vorrömischen gallischen
Bauernhause errichtet ist, so daß sich hier die Entwicklung von
der Lat@nezeit bis zum Ende des Römerreiches verfolgen läßt.
Das gallische Haus war noch ein hölzerner Pfostenbau, ein ein-
ziger quadratischer Raum mit hohem Strohdach; auch die
Wände waren mit Stroh überkleidet. Licht spendete nur die Tür
und der Herd in der Mitte des Raumes. Das älteste römische
Haus ist ebenfalls nur einräumig, aber schon in Stein mit Mörtel
aufgeführt und von länglicher Form. Die schwachen Wände sind
noch mit Pfosten durchschossen, die das Strohdach trugen.
Unter diesem Dache hausten die Menschen noch mit dem Vieh
zusammen, das nur durch eine Scherwand abgetrennt war, ähn-
lich wie noch heute im niederdeutschen Bauernhaus. An diese
„Diele“ kristallisierten sich allmählich Nebenräume an, zunächst
zwei Vorbauten, die durch eine Säulenloggia verbunden wurden,
so daß auch hier eine Fassade wie bei der oben geschilderten
Gutsvilla entstand. Zugleich wurde das ganze Gebäude in Stein
erneuert, mit Schlitzfenstern und Ziegeldach versehen; das Vieh
verschwand aus der Wohnhalle, und an einer der Schmalseiten
entstand eine Badeanlage, der Maßstab für die Kultur der Be-
wohner eines Bauernhofes, erst in der Spätzeit durch ein Zim-
mer mit Fußbodenheizung ersetzt. Das Gehöft ging schließlich
durch Brand zugrunde und bildete einen großen Schutthaufen
in dem Walde, der die verödeten Ackerfluren nach dem Ende
der Römerherrschaft überzog.
Vom römischen Stadt- und Landleben wenden wir uns schlie-
lich dem militärischen zu. Der ungeheure, durch Warttürme
und Kastelle verstärkte Grenzwall (Limes), der sich vom Rhein
südlich Remagen, an Berghöhen und Flußläufe gelehnt, bis nach
Kannstatt am Neckar, später bis nach Lorch in Württemberg
zog, wo sich der Rhätische Limes bis zur Donau bei Kehlheim
anschloß, steht heute in seinem Verlauf wie in seiner Bau-
geschichte fest, — dank der auf Th. Mommsens Anregung 1892
L25