ist. Unter Hadrians Nachfolgern wurde der Limes dann immer
weiter ausgebaut. Die hölzernen Türme und Kastelle wurden, so-
weit dies noch nicht geschehen war, durch Steinbauten ersetzt,
die Palisaden durch Wall und Graben verstärkt, am Rhätischen
Limes sogar eine 21/, m hohe, festgefügte Steinmauer errichtet,
die die steinernen Türme miteinander verband — ein antikes
Gegenstück zu der ungeheuren französischen Grenzbefestigung
von heute, die mit deutschen Tributmilliarden erbaut worden
ist. Trotz aller Befestigungskunst aber wurde der obergerma-
nische Limes von den anstürmenden Chatten und Alemannen
mehrfach durchbrochen und 260 n.Chr. endgültig überrannt.
Die Folge war, daß auch der Rhätische Limes geräumt werden
mußte. Damit wurden Rhein und Donau wieder zur Reichsgrenze
wie vor dem Limesbau, und es begann die schon gekennzeichnete
fieberhafte linksrheinische Bautätigkeit. Die alten Lagerstädte
wurden stark befestigt und überall an den Römerstraßen ent-
standen Kastelle, zudenen man das Baumaterial nahm, wo es sich
darbot. Die Porta Nigra in Trier ‘und die Kastelle von Alzey
und Neumagen haben uns schon Beispiele dafür geliefert.
Nach diesem Überblick wollen wir auf die Ausgrabung einiger
Wehrbauten eingehen. Das große Standlager von Vetera, das
einzige, das sich nicht in einer deutschen Stadt fortgepflanzt hat,
weil es früh zerstört wurde, ist neuerdings von dem Bonner Mu-
seumsdirektor Hans Lehner entdeckt und ausgegraben worden®?)
und hat manche Überraschungen gebracht. Als Zweilegionen-
lager mit einem Umfang von fast 60 ha (930:636 m) steht es
einzig da. Es war nur mit Palisadenwall und Graben bewehrt,
aber im Schnittpunkt der beiden Hauptlagerstraßen erhoben
sich stattliche Steinbauten aus der Zeit des Claudius und Nero.
Genau in der Mitte lag das Prätorium, die Lagerkommandantur.
Um-.einen großen quadratischen Innenhof, den eine Säulenhalle
umzog, schloß sich auf drei Seiten eine Doppelreihe von Zim-
mern, die als Waffenkammern, Gerichtszimmer usw. dienten.
Auf der vierten Seite ragte eine hohe, von 28 korinthischen
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