sturm fortgefegten Burgunderreichs, dessen Schicksal den ge-
schichtlichen Kern des Nibelungenliedes bildet. Es ist kein
Zufall, daß auf diesem Boden, wo jahrhundertelang die engste
Berührung zwischen Römern und Germanen stattfand und den
letzteren unzählige Kulturgüter vermittelt wurden, auch das
größte deutsche Epos entstanden ist.
Wenn das Lager von Vetera uns in die Anfänge der Römer-
herrschaft in Deutschland führte, so bringt uns die Ausgrabung
zweier anderer Wehrbauten am Rhein und an der Donau ihren
letzten Zeiten näher, wo das Bollwerk des Limes bereits gefallen
war und beide Ströme wieder die natürliche Reichsgrenze bil-
deten. Die Lücke zwischen ihrem Oberlaufe war jedoch nur
durch große Truppenmassen zu halten und erschwerte die Ver-
bindung zwischen den beiden Kaiserstädten Trier und Konstanti-
nopel, die nur auf dem Umweg über Basel (Basilea) und den
Bodensee möglich war. Um diese Verbindung zu verkürzen und
zugleich eine günstigere strategische Grenze zu schaffen, ließ der
Kaiser Valentinian I. (364—375), der auch das schon genannte
Kastell von Altrip erbaut hat, im Jahre 368 bei Altrip südlich
Ludwigsburg gegenüber der ehemaligen Mündung des Neckars
in den Rhein einen starken Waffenplatz anlegen, der als Offen-
sivbasis für einen Feldzug und zugleich als Hafen für die Rhein-
flotte dienen sollte. Der römische Name alta ripa (Hochufer)
haftet noch an der heutigen Ortsbezeichnung. Der jetzige Direk-
tor der Römisch-Germanischen Kommission in Frankfurt a. M.,
G. Bersu, hat dies Kastell mit Unterstützung des Deutschen
Archäologischen Instituts und des Pfälzischen Museums in
Speyer ausgegraben ®). Es hat die bisher unbekannte Form eines
halben Sechsecks, dessen Längsseite (132 m) dem Rhein zuge-
kehrt war, der es auf zwei Seiten umfließt; im übrigen war es
durch einen weit vorgeschobenen Graben geschützt, und seine
Mauern waren so stark, daß sie durch Belagerungsgeschütze
nicht erschüttert werden konnten, Zudem hielt der weit vorge-
schobene Graben die Belagerer im Schußfeld der Wurfgeschütze
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