Full text: Archäologische Entdeckungen im 20. Jahrhundert

5. Vor- und frühgeschichtliche Ausgrabungen 
in Deutschland 
Auch die nichtrömische Bodenforschung in Deutschland ist 
ein Kind der klassischen Archäologie. Sie ist erst mit der Limes- 
forschung (seit 1892), die ihren Anstoß von der römischen Alter- 
tumswissenschaft (Mommsen) erhielt, in geregelte wissenschaft- 
liche Bahnen gekommen, nachdem sie nur allzulange ein Dilet- 
tantenvergnügen gewesen war. Und doch war es vielleicht gut 
so, denn wie schon früher gesagt, hat die Archäologie erst an den 
Steindenkmälern des Südens die verfeinerten Methoden erar- 
beitet, mit denen auch den nordischen Bodenfunden beizukom- 
men war. Aber die römische und die nordische Archäologie 
hängen nicht nur zeitlich und methodologisch aufs engste zu- 
sammen, sondern auch stofflich. Gerade die Limesforschung hat 
zuerst die eigenartige Verflechtung römischer und germanischer 
Elemente offenbart, die für die Geschichte der folgenden Zeiten 
auf den verschiedensten Gebieten kennzeichnend ist. 
So war der Bau großer Landwehren den Römern ursprünglich 
fremd, den Germanen dagegen wohlbekannt: Germanicus hat 
seine letzte Schlacht (16 n.Chr.) am Grenzwall der Angrivaren 
(Engern) geschlagen, dessen Reste Carl Schuchhardt 1927 wie- 
der aufgefunden hat. Die Römer lernten den Grenzwallbau also 
erst im Kampfe mit ihren Gegnern kennen, wandten deren 
eigne Kriegsmittel gegen sie, und ebenso steht es mit dem 
Pfostenbau ihrer Lagerwälle (statt des Blockbaus aus liegenden 
Hölzern) und mit dem Legen von Moorbrücken (Pontes longi), 
die unsere Truppen ja noch im Weltkrieg in Rußland bauen 
mußten. Umgekehrt hat sich eine Reihe römischer Befestigungs- 
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