Tunimus bezeichnet,in dem unser Wort „Zaun“ und das englische
„Town“, aber auch das in vielen gallischen Ortsnamen vorkom-
mende Dunum (z. B. Verdun) steckt, weshalb, werden wir so-
gleich sehen. Dieser Königshof war also ein mit Wall und Graben
umgebenes Geviert, zuweilen mit abgerundeten Ecken; auf der
Wallkrone erhob sich ein Palisadenzaun oder eine dichte
Dornenhecke, bisweilen auch (Heisterburg) eine kalkverbundene
Steinmauer. Karl legte diese Königshöfe zuerst am Fuße der
von ihm gebrochenen sächsischen Volksburgen‘ an, dann aber
auch auf Bergkuppen an den Straßen, die ins Sachsenland führ-
ten, als Stützpunkte für die Unterkunft und Verpflegung seiner
Heere, die in vorgeschobenen Verschanzungen lagerten. Einer
von ihnen, die Heisterburg auf dem Deister, mißt 100 : 100 m
im Geviert und konnte mit seinen großen Vorschanzen eine er-
hebliche Truppenzahl bergen. Gegen 40 von ihnen sind bekannt
und zum Teil untersucht; sie waren teils die Keimzellen der
ältesten Klöster und Bistümer (zuerst Korwey bei Höxter) und
der ältesten deutschen Städte, die nicht aus Römerlagern und
-siedlungen entstanden sind, so Kassel, Paderborn, Münster,
Osnabrück und Hildesheim, sogar Verden und Bremen. In Stein
übersetzt, zeigt die Marienburg die Verbindung von Burgus und
Königshof in letzter und großartigster Form: das Hochschloß,
wie schon gesagt, als Burgus, das Mittelschloß als Curtis Regia,
das Unterschloß als Vorschanze. Hätten die Römer bei ihren
Eroberungsversuchen Germaniens die gleiche Vorsicht ge-
braucht wie Karl der Große gegen die Sachsen, sie hätten ver-
mutlich den gleichen Erfolg gehabt wie er, und der ganze Ver-
lauf der Weltgeschichte wäre ein anderer geworden. Da sie aber
nur aus ihren Lagern am Rhein und an der Lippe (Aliso-Haltern)
vorstießen und einen ungeheuren, lästigen Troß mitschleppten,
erging es ihnen ähnlich wie Napoleon in Rußland: sie stießen ins
Leere und mußten wieder zurück,
Auch in einer andern Befestigung Karls des Großen lebt der
römische Lagerbau fort: es ist das von Carl Schuchhardt aus-
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