tempel“ des Gottes, wohl nur den Priestern zugänglich, in der
Bauart einer menschlichen Wohnung (bisher nur durch das
einzige unzerstörte Beispiel des schon genannten archaischen
Hochtempels in Warka belegt), und an ihrem Fuße der „Er-
scheinungstempel‘“ für den öffentlichen Kult, nach Art eines
Audienzsaales mit Vorhalle wie in einem Herrscherpalast an-
gelegt. (W. Andrae.)
Bei der Fortsetzung der Grabung ergab sich, daß im Kern
der Zikkurat Urnammus noch mindestens drei ältere, kleinere
Tempeltürme stecken, und ebenso fanden sich an ihrem
Fuße die entsprechenden Reste dreier älterer „Erscheinungs-
tempel‘“* in mindestens fünf archaischen Schichten des 3. bis
4. Jahrtausends, die sämtlich scharf voneinander geschie-
den sind, so daß zwischen jeder von ihnen ein längerer Zeit-
raum des Verfalls, des Brachliegens und des Wiederaufbaus
anzunehmen ist. Zudem bewies die Verschiedenheit der Bau-
stoffe und der Bauformen einen mehrfachen Wechsel der Be-
völkerungen und Herrschaften, wie er ja für Mesopotamien —
im Gegensatz zu der einheitlich verlaufenden Entwicklung
Ägyptens — bis in die spätesten Zeiten kennzeichnend ist.
Die oberste archaische Schicht entsprach derjenigen der
Königsgräber der 1. Dynastie von Ur. Ihr folgte in der zweiten
und dritten Schicht in jähem Abbruch ein Gräberfeld mit
Feuerbestattung in eigentümlicher Form, denn die Toten wur-
den in Lehm eingepackt und dann gebrannt. Am bedeutsam-
sten aber waren die beiden untersten Schichten, die vierte mit
einem Tempel aus Lehmziegeln, die fünfte mit einem großen
Hoftempel auf Steinfundament. Außerdem barg die vierte
Schicht zahlreiche Siegelabrollungen auf tönernen Gefäßver-
schlüssen mit hervorragenden Tierdarstellungen sowie mehrere
hundert kleine Tontafeln eines Tempelarchivs mit Zahlen-
zeichen und den noch rein bildlichen ältesten sumerischen
Schriftzeichen, deren schriftmäßige Fortentwicklung zur Laut-
schrift sich in den oberen Schichten verfolgen läßt. Den Wand-
19