Fluß führt; als Heiliger Christo-
phorus ist er in die christliche
Legende zurückgekehrt. Be-
sonders stark muß dieser Rück-
strom in der Völkerwanderungs-
zeit geworden sein, als die mit
den Hunnen verbündeten irani-
schen Alanen mancherlei Sitten
und Bräuche aus Mittelasien
nach Europa mitbrachten, wo
sie dann den neu entstehen-
den Kulturen der germanischen
Völker einverleibt wurden. Die
Ähnlichkeit von Kleidung und
Waifen auf den von Le Coq mit-
gebrachten tocharischen Wand-
gemälden mit denen der Karo-
lingerzeit und der burgundi-
schen Hoftracht des Mittelalters
läßt sich kaum anders erklären.
Um 750 brachen türkische Er-
oberer in Ostturkistan ein und
machten die Festung Chotscho
bei Turfan zu ihrer Hauptstadt,
Ihre Herrscher und Vornehmen nahmen den Glauben des Per-
sers Mani an, der sich auch in Europa, Vorderasien und Nord-
afrika verbreitet hatte, hier aber vom Christentum, dann vom
Islam, ausgerottet worden war, wogegen er sich in Turfan er-
halten hat. Die deutsche Turfanexpedition hat Reste der ver-
schollenen manichäischen Literatur in prachtvoller Ausstattung
(Miniaturen, Schönschrift, Bucheinbände) ausgegraben, deren
Schrift aus einer unbekannten semitischen Schrift abgeleitet ist.
Nach Berlin gebracht, sind sie von Le Coqs Kollegen F. W. K.
Müller entziffert worden. Es sind Hymnen, Sündenbekenntnisse,
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