glyphenschrift taucht jetzt auf, sowohl an den Kammerwänden
wie an den Särgen, die jetzt vielfach aus Holz sind. Ebenso setzt
man dem Verstorbenen und seiner Gattin jetzt Grabstatuen,
und zu ihrer Bedienung im Jenseits gibt man ihnen die so-
genannten Uscheptis, Statuen ihrer Schreiber und Sklaven, mit,
statt diese selbst zu töten und mit ihnen zu bestatten, wie es
Brauch in Ur und in den Anfängen der dynastischen Kultur
Ägyptens gewesen war. Wie schon gesagt, besaß der Tote ja
Zaubergewalt und konnte all die Scheindinge, mit denen man
sein Grab ausstattete, zum Leben erwecken.
Unter diesen Grabstatuen ist besonders die Doppelstatue des
Zwerges Seneb und seiner Gemahlin, der Prinzessin Sentites, be-
merkenswert. Zwerge waren im alten Ägypten offenbar beliebt,
nicht nur als Hofnarren, sondern auch als Garderobenverwalter,
Juweliere usw. Aber dieser Fall steht doch einzig da: anschei-
nend hatte ein reich gewordener Zwerg in jener Zeit sinkender
Königsmacht eine Prinzessin heimführen können. Die Größen-
unterschiede dieses seltsamen Paares stellten den Künstler vor
eine schwierige Aufgabe, die er aber glänzend gelöst hat. Die
schöne Prinzessin sitzt in enganliegendem Gewand auf einer
blockartigen Bank, Arm in Arm mit ihrem wunderlichen Gatten,
der mit seinen kurzen, untergeschlagenen Beinen neben ihr wie
ein Schneider hockt. Die Oberkörper befinden sich also in gleicher
Höhe. Um aber den leeren Raum zu Füßen des Hockers auszu-
füllen,hat der Künstler die beiden Kinder in verkleinertem Maß-
stabe unter den Vater gestellt und so die Komposition ge-
schlossen.
Dies Grabmal zeichnet sich noch durch eine andere Eigentüm-
lichkeit aus, denn zu ihm gehört ein kleiner quadratischer Anbau,
der mit einer Hängekuppel überwölbt ist. Aber wie schon gesagt,
ist die architektonische Auswertung dieser bautechnischen Er-
findung bis zur römischen Zeit nicht nachweisbar. In Gise ent-
sprang sie dem Ziegelbau, denn in der Entstehungszeit dieses
Grabmals.wo der Hof nicht mehr bei Gise wohnte und der Friedhof
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