Full text: Archäologische Entdeckungen im 20. Jahrhundert

last, ursprünglich nur für Feste und vorübergehenden Aufent- 
halt erbaut, wurde beim Neubau zur dauernden Residenz er- 
weitert. Die abgeschlossenen Räume für die Haremsdamen 
gruppierten sich um einen besonderen Hof; jede Wohnung einer 
Haremsdame enthielt zwei Räume mit Bad und Wasserabort. 
Der ältere Palast besaß überraschenderweise zwei gewölbte Vor- 
hallen und einen säulengetragenen gewölbten Thronsaal, der 
jüngere einen gewölbten Audienzsaal, — wie schon gesagt ein 
Unikum in der ägyptischen Baugeschichte. Die Trümmer all 
dieser Räume sind von den Ausgräbern wieder aufgebaut 
worden. 
In die Spätzeit Ägyptens führt schließlich die Ausgrabung 
einer jüdischen Militär- und Handelskolonie auf der Nilinsel 
Elefantine am Ersten Katarakt, die W. Honroth, O0. Ruben- 
sohn und F, Zucker 1906—08 im Auftrage der Berliner Museen 
ausführten %). Sie war nicht nur archäologisch bedeutsam, son- 
dern vor allem durch ihre reichen Papyrusfunde. Neben griechi- 
schen Privaturkunden aus der Ptolemäerzeit fanden sich beson- 
ders jüdische Urkunden in aramäischer Sprache, der Verkehrs- 
und Verwaltungssprache der Perserzeit (525—405 v.Chr.), die 
für die jüdische Geschichte höchst aufschlußreich sind, denn sie 
zeigen die frühe Ausbreitung des Judentums in der Zeit des baby- 
lonischen Exils (596—538) und im Gegensatz zu dem strengen 
Monotheismus der nach Palästina zurückgekehrten Juden ein 
Stück altjüdischer Volksreligion: in dem jüdischen Tempel von 
Elefantine wurden, wie eine Tempelrechnung beweist, neben 
Jahwe (Jahu) zwei weibliche Gottheiten Aschima und Anat ver- 
ehrt. Neben diesen Privaturkunden fanden sich vor allem Er- 
lasse der persischen Regierung und Eingaben der Ältesten der 
jüdischen Kolonie an diese, teils durch den im Orient noch heute 
üblichen Bakschisch unterstützt. Schließlich zeugen auch zahl- 
reiche Scherben von Weinkrügen mit phönizischen Inschriften 
für den regen Handelsverkehr von Elefantine. Doch sein Boden 
hat noch eine andere Überraschung gezeitigt: im 2. Jahrhundert 
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