von 65m Längsmesser, der 10000 Zuschauer faßte, während
K yrene einen Markt mit Kapitol und eine große Thermenanlage
mit prächtigen Skulpturen aus römischer Zeit sowie ein bis ins
dritte Stockwerk erhaltenes byzantinisches Kastell bot.
Unter diesen Skulpturen ragt besonders eine Gruppe der drei
Grazien, ein Gegenstück zu der bekannten Gruppe in der Dom-
bibliothek von Siena, und die 1913 entdeckte, leider kopf- und
armlose Venusstatue hervor, die sich jetzt im Thermenmuseum
in Rom befindet. Beide Skulpturen sind Kopien hellenistischer
Werke, aber die Venus überstrahlt die etwas flüchtige Kopisten-
arbeit der Graziengruppe durch die meisterhafte Wiedergabe
des Originals, das vermutlich in Pergamon zur Zeit des großen
Altarbaues (um 180 v. Chr.) entstanden ist. Diese jungfräuliche
Gestalt in ihrer bewegten Form und sinnlichen Lebensnähe steht
zeitlich wie künstlerisch der Omphale aus Luni in Paris und
einem hochberühmten Meisterwerk des Louvremuseums. der
Venus von Melos, sehr nahe.
Von ungewöhnlicher Bedeutung sind ferner die in Kyrene ge-
fundenen frührömischen Staatsurkunden. Aber auch die grie-
chischen Bauten an der dem Apollo geweihten Quelle Kyra, der
die Stadt Namen und Entstehung dankt, die Tempel und Altäre
des Apollo und der Artemis aus dem 7. und 6. Jahrhundert
v.Chr., das griechische Theater und die riesige Nekropole ein-
heimischer Felsgräber mit griechischem Fassadenschmuck sind
von hohem archäologischem Wert.
Von der griechisch-römischen Welt Nordafrikas wenden wir
uns derjenigen Kleinasiens zu, deren Ausgrabung seit dem Ende
des 19. Jahrhunderts ein Ruhmestitel der deutschen Archäo-
logie geworden ist. Schon 1873 hatte der Ingenieur Karl Hu-
mann, der bei Pergamon eine Straße für die türkische Regie-
rung baute, in einer byzantinischen Festungsmauer auf dem
Burgberge die ersten Friesplatten des Großen Altars entdeckt
und sie als Geschenk nach Berlin gesandt. Dort erkannte Ale-
xander Conze 1876 ihre hohe Bedeutung und erwirkte eine syste-
68