Full text: Archäologische Entdeckungen im 20. Jahrhundert

zerstörten Johannesbasilika in Konstantinopel, ferner eine große 
Marienkirche, in der 431 das Konzil von Ephesos tagte. Schließ- 
lich wurden auch die Felsengräber der legendären Sieben- 
schläfer gefunden, über denen Theodosius II. eine große, halb- 
unterirdische Grabeskirche erbaute. In die Felsen ringsum 
nisteten. sich, drei Stockwerke hoch, viele Gräber von Pilgern 
ein, die an dieser Stätte der Auferstehung begraben sein wollten. 
Von den Gothen 262 zerstört und in byzantinischer Zeit zu- 
sammengeschrumpft, hat Ephesos unter dem Islam nöch eine 
Nachblüte erlebt. Auch die türkischen Seldschuken errichteten 
an dieser heiligen Stätte der Christenheit noch eine prächtige 
Moschee, die bis heute halb verfallen aufragt. So schließt sich 
hier Kultur an Kultur, und die Altertumswissenschaft in ihrer 
großen Einheit ist allen gerecht geworden. 
Das schwungvolle Tempo der deutschen Vorkriegsausgra- 
bungen hat freilich mit dem Weltkrieg ein Ende gefunden, aber 
wie die bereits genannten Beispiele zeigen, ist die archäologische 
Arbeit an vielen Stellen nach Maßgabe der beschränkten Mittel 
wieder aufgenommen worden. Ein paar weitere Beispiele mögen 
hier folgen. Martin Schede, Direktor der 1929 neu begründeten 
Zweiganstalt des Deutschen Archäologischen Instituts in Kon- 
stantinopel, hat gemeinsam mit Daniel Krencker den Zeustempel 
in Aizanoi auf der phrygischen Hochebene und den Augustus- 
tempel in’der neuen türkischen Hauptstadt Angora, dem alten 
Ankyra, untersucht #). Der erstere, ein Bau Hadrians, bildet 
durch seine prachtvolle Erhaltung ein Gegenstück zum Olym- 
pieion in Athen; an den Wänden des letzteren ist der berühmte 
Rechenschaftsbericht des Kaisers Augustus, das Monumentum 
Ancyranum, in griechischer und lateinischer Sprache einge- 
meißelt, dessen verstümmelter Text, schon 1882 von Humann 
auf einer Expedition im Auftrage der preußischen Akademie der 
Wissenschaften in Gips abgeformt, die Unterlage für Mommsens 
gelehrte Ausgabe gebildet hat; er ist neuerdings durch amerika- 
nische Funde in Antiochia in Pisidien ergänzt worden. 
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