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Durch Dacht zum Ficht.
Fortsetzung eines poetischen Traumes in einem wirklichen.
Ihr kennt den Traum, der mehr war, als ein Traum,
Den Byron einst, der düstre Lord, geträumct
Von ew'ger Nacht, von toderfülltem Raum,
Vom Meer, deß dunkle Wogen schwarz geschäumet, —
Vom Himmel ohne Sterne, Sonn' und Mond,
Drin, wie auf Erden, Haß und Dunkel wohnt',
Der sammt der Erde ganz verkohltein Ball
Erstorben war zum wüsten Urnachtsall. —
Ich hab' ihn nachgeträumt den Traum vom Nichts,
Hab' nachgefühlt den Tod durch alle Glieder,
Hab' mit erlebt den letzten Funken Lichts, —
Dumpf klang in mir der Letzten Wehfluch wieder! —
Doch als nun ausgestorbcn war die Welt,
Fühlt' ich mich selbst noch, tief in Schmerz versunken, —
Und aus dem Schmerz entglomm mir neu erhellt
Der Gott- und Menschenliebe Himmelsfunken.
Kaum war nun der tief in mir selbst erwacht,
Erschien auch in des fernsten Himmels Tiefen
Ein Stern, der purpurroth durchglüht die Nacht,
In der den Todesschlaf so Stern' wie Seelen schliefen;
Und dann quoll in mir und um mich empor,
Aus jenem Liebesdoppelstern geboren,
Nasch einer neuen Lichtwelt Doppelchor,
Vom tiefsten Seelenschmerz heraufbeschworen.