Full text: Von Bismarck zum Weltkriege

Deutschlands Protest 
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an die Errichtung eines Kriegshafens nie gedacht habe und Frankreich 
nur veranlassen wolle, sich entweder mit ihm gütlich auseinanderzu 
setzen oder auf den Boden der Algesiras-Akte zurückzukehren. Der 
selben Algesiras-Akte, die man kurz vorher für gänzlich hinfällig erklärt 
hatte, weil sie von Anfang an auf falschen tatsächlichen Voraussetzungen 
beruht habe. Ferner entrüstete er sich darüber, daß Frankreich seinen 
Verbündeten Mitteilungen über den Gang der Verhandlungen gemacht 
habe, obwohl strengstes Geheimnis vereinbart worden sei. Am folgen 
den Tage, als er die unangenehme Wirkung der Rede von Lloyd George 
auf die öffentliche Meinung Deutschlands schon klarer vor Augen sah, 
fügte er noch hinzu, es sei nicht einzusehen, warum England nicht 
eine direkte Aussprache mit uns gesucht habe, anstatt uns sofort 
öffentlich zu drohen. Wenn es die Lage verwirren und eine gewaltsame 
Entladung herbeiführen wolle, habe es kein besseres Mittel wählen 
können. Falls aber die Absicht einer Drohung geleugnet werde, sollte 
Metternich eine öffentliche unzweideutige Erklärung in diesem Sinne 
fordern 23 ). 
Als Metternich jetzt in der Lage war, Grey offiziell mitzuteilen, daß 
wir unter keinen Umständen in Südmarokko bleiben wollten, erklärte 
dieser, daß er sich dadurch wesentlich erleichtert fühle und dem Par 
lament davon Mitteilung machen würde. Hiergegen erhob Kiderlen 
sofort Protest, da es dann so scheinen könne, als hätten wir diese Er 
klärung unter dem Druck der Rede von Lloyd George gegeben. Grey 
war bereit, auf die parlamentarische Verwertung zu verzichten, sagte 
aber, dann könne er auch nicht beruhigend wirken. Übrigens enthalte 
die Rede durchaus keine Drohungen. Wenn Deutschland für sich allein 
den alten Zustand wieder herzustellen unternehme, könne die Sache noch 
ernster werden. Es liege ihm durchaus fern, die Verständigung zwischen 
Deutschland und Frankreich zu erschweren; aber England müsse sich 
gegen eine Verletzung seiner Interessen sichern. Metternich erwiderte 
ziemlich erregt, zu solchem Verdacht liege kein Anlaß vor; je mehr 
man uns drohende Warnungen erteile, desto fester würden wir auftreten. 
Er sagt in seinem Bericht, die Unterredung sei äußerst lebhaft, aber 
in den Grenzen der diplomatischen Etikette verlaufen. Dies läßt den 
Schluß zu, daß Grey nicht ganz unrecht hatte, wenn er sie dem russi 
schen Botschafter gegenüber als „stürmisch“ bezeichnete. Metternich 
führte die Haltung der Engländer auf französische Bitten und die Sorge 
um das Fortbestehen der Entente zurück, neben der Vorstellung, daß 
wirklich britische Interessen in Gefahr seien. Dennoch glaubte er, daß 
England nicht einen feindlichen Zusammenstoß, sondern eine friedliche 
Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland wünsche. 
Kiderlen beauftragte den Botschafter zu sagen, man erwarte von 
Greys Loyalität, daß er, wenn er sich überzeugt habe, britische Inter- 2 
2S ) Kiderlen an Metternich, 23. und 24. Juli.
	        
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