Full text: Kritik der Schleiermacherschen Glaubenslehre

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und zu feinem Ende und scheint der Schrift nicht zu bedürfen, 
welche Kühnheit, oder richtiger, welchen Frevel weder der Ratio 
nalismus noch der Supernaturalismus ihm vergeben können, 
weil beide darin einig sind, daß die Menschliche Vernunft Gott, 
das an und für sich Unendliche, nicht zu erkennen vermöge. 
Aus sich kann sie das auch nicht, sondern nur, wiefern sie ein 
Vernehmen des Wissens ist, welches Gott von sich selbst hat. 
So aber ist sie als menschliche dennoch bie göttliche. Daub 
begründete unter den Deutschen die speculative Theologie von 
Neuem durch seine Theologumena, ein wegen seiner Tiefe und 
Schwierigkeit und um der Lateinischen Sprache willen zu wenig 
beachtetes Buch. Schrift und kirchliche Lehre tritt bei ihm. nur 
als Erscheinung der göttlichen Lehre auf, welche, als das i» 
sich ruhende Wesen sich selbst der Begriff ist. Weil die Wahr 
heit sich ihr selbst der Grund ist, ist die Schrift u. s. w. nicht 
Grund, nur Zeugniß der Wahrheit. Seitdem hat Hin- 
richs in seinem der Theologie so gut wie unbekannt gebliebenen 
Buche: „die Religion im innern Verhältniß zur Wissenschaft" 
die Nothwendigkeit dieses Standpunctes zu beweisen und Ma- 
rheineke die Dogmatik, ihm gemäß, in allen ihren Artikeln 
umzubilden gestrebt. 
Welcher andere Standpunct ist nun außer dem über das 
Gegebene reflectirenden und außer dem im reinen Begriff der 
Sache sich bewegenden noch möglich? Offenbar nur ein solcher, 
wo der Einzelne sich selbst in seiner Individualität Gegenstand 
der Beobachtung wird. Gott wird hier, im Gegensatz zur specu- 
lativen Erkenntniß, in dem Menschen durch den Menschen er 
kannt; der Mensch erkennt Gott nicht in Gott, sondern nur 
in sich. Dieser Standpunct ist der des Gefühls oder, wie 
Schleiermacher es nennt, der unmittelbaren Bestimmtheit 
des Selbstbewußtseins. Denn dieser ist nicht, wie der 
historische, durch ein Gegebenes bedingt, dessen Einfluß er von 
sich abzuweisen oder dem er sich zu unterwerfen hätte. Auch ist 
er nicht, wie der speculative, durch freie Vernichtung der Sub- 
jectivitä't, sondern eben durch die Empfindung des Subjectes und 
durch die hinzutretende, der Empfindung äußerliche Reflexion, sich
	        
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