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B. 2, K. 1, 9 12. Kirchenreg. im Königlichen Gebiet
auch im Amte Hadersleben bestellt. Ueber seine Wirksamkeit in Hadersleben hören
wir nicht viel mehr, als daß der Hofprediger Jörgen Boie und der herzogliche
Sekretär Hieronymus Boldick durch Neid und Hast ihm das Leben schwer gemacht
hätten (Rördam S. 692). Darum folgte er, mit einem guten Zeugnis über Leben
und Lehre von seinem Fürsten versehen, mit Freuden dem Rufe König Friedrichs
nach Itzehoe. Als im Jahre 1500 die Kalvinisten und die „Martinisten“ seiner
Vaterstadt durch den „Akkord“ mit Wilhelm von Oranien die Freiheit zum Bau
von je drei Kirchen erlangt hatten, ward neben anderen deutschen Theologen (Cyr.
Spangenberg, Flacius, Franz Alardus“) u. a.) auch Vorstius nach Antwerpen
berufen, die lutherische Gemeinde dort aufzurichten. Eine Frucht seiner dortigen
Wirksamkeit ist die von ihm an erster Stelle unterschriebene (und vielleicht verfaßte)
Confessio fidei, Antwerpiae 1567, eine Apologie des lutherischen Glaubens
gegenüber katholischen Angriffen. Nach dem bei Sillem mitgeteilten Brief wurde
in Antwerpen trotz der beiden Bekenntnissen drohenden Gefahr auch zwischen Mar—
tinisten und Kalvinisten wacker um die Lehre gestritten. Das Anrücken eines spa—
nischen Heeres März 1567 machte das Wirken der evangelischen Prediger unmög—
lich und zerstörte ihr Werk “). Schon vorher (etwa im Februar) war Vorstius,
dessen Aufenthalt in Antwerpen nach Möller nur 8 Wochen gedauert hat, nach
Itzehoe zurück. Gut befreundet mit Heinrich Rantzau sowie mit David Chytraeus
und den andern Rostocker Theologen, hat er dann bis an sein Ende (1599) mit star—
ker und weiser Hand die Kirchen des Königlichen Holsteins geleitet. Ueber seine
theologische Stellung wird noch an seinem Ort gehandelt werden. Erhalten sind
von ihm zwei Synodalreden (Dän. Bibl. VII, 1774 1860) und ein plattdeutscher
Visitationsbericht AfStuKGeII, 175 - 84, Original im StA Kiel). — Er war
von auffallend kleiner Statur und soll gerne das hübsche Wort gebraucht haben:
Sum parvus, parvusque fui, parvusque manebo,
Inque meis oculis nil nisi parvus ero.
Moller S. 953). Wenn ich ihn Konk. S. 36 als „lebhaften Flamen“ be—
zeichnet habe, so ist diese Charakteristik wohl verbesserungsbedürftig: er scheint bei
allem ernsten Eifer für seine Sache ein ruhiger, verständiger, friedlich gesinnter
Mann gewesen zu sein.
3. Aufrichtung einer Gelehrtenschule in Flensburg (1566).
Fast zur gleichen Zeit wie der Gottorfsche erhielt auch der Königliche Anteil des
Landes seine höhere Lateinschule. Es ist anzunehmen, daß dies Unternehmen durch
).Auch dieser „Belgier“ hat unserm Lande angehört. Er stammte aus einer vornehmen
Familie Brüssels, ward Mönch, verließ jedoch das Kloster und studierte auf Kosten eines Ham⸗
burger Bürgers eine Zeitlang in Wittenberg. Als Pastor in Antwerpen mußte er dort der
Verfolgung weichen, war sechs Jahre lang Pastor in Norden und kam von dort nach Holstein
(Kaltenkirchen?). Wie Vorstius wurde er dann 15606 nach Antwerpen berufen, mußte aber
gleich diesem 1567 wieder weichen und ward, sicherlich nicht ohne Vorstius' Mithilse Pastor
in Wilster, wo er 1578 starb. In einer zu Lübeck 1578 gedruckten Schrift (Moller Ji, 28)
hat er die Flazianische Erbsündenlehre bekämpft. Er war der Vater des berühmten Kremper
Pastors Wilhelm Alardus und des Franz Alardus, Pastors in St. Margarethen. Außer
Moller vgl. Schröder, AfStuKChß V, S. 387 ff. Bis 1566 ist sein Leben unklar,
sein Enkel Lampertus Alardus hat es romantisch ausgeschmückt und mit legendarischen Zügen
ausgestattet.
) Ueber die Zustände in den evangelischen Gemeinden Antwerpens zu jener Zeit unter—
richtet Sillem in 366G VII, 483-503.