Full text: 1517 - 1721 (2)

Flensburger Gelehrtenschule 
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Herzog Adolfs Gründung des Schleswiger „Pädagogiums“ mittelbar verursacht, 
mindestens aber, wenn der Plan schon früher bestand, beschleunigt wurde: da man 
dem Gottorfer eine allgemeine „Landesschule“ nicht gönnen wollte, mußte man 
darauf bedacht sein, in den andern Landesteilen konkurrente Anstalten zu errichten. 
Der gegebene Ort für solche Schule war im königlichen Anteil sein geistlicher 
Vorort Flensburg, und hier lag die Sache insofern besonders günstig, als eine 
besondere Stiftung dem König und der Stadt es ermöglichte, sie ins Werk zu 
setzen, ohne selber zu tief in die Tasche greifen zu müssen. Darin, daß so etwas 
ganz anderes herauskam als der Stifter beabsichtigt hatte, liegt ein tragisches 
Moment. Der eigentliche Stifter war nämlich Rudolph Maamani (Lütke 
Nommensen), eine auch anderweitig höchst eigenartige und bemerkenswerte Per— 
sönlichkeit '“). 
Geboren in Langenhorn l498, doch auferzogen in Flensburg, wo sein Water 
Nomme Johannsen später Ratsherr wurde, trat er auf Wunsch seiner Eltern 
schon frühe in das dortige Franziskanerkloster ein, studierte 1820 bis 1528 
in Paris und hielt sich später wieder im Flensburger Kloster auf. Mit den andern 
Mönchen 1536 wurde auch er vertrieben. Das grosie Vermögen seines Vaters 
gestattete ihm jedoch ein qutes Leben und mancherlei Reisen. Um den hochbetagten 
Eltern nahe zu sein, kehrte er 1545 nach Flensburg zurück und durfte dort mit 
besonderer königlichen Erlaubnis bleiben, unter der Bedingung, daßüer bürgerliche 
Kleidung trage und weder predige noch lehre. Da er, wie das den Frauziskanern 
dom Ordensgeneral in Dänemark erlaubt war, auf diese Bedingung einging und 
sich nach ausien hin stets stille hielt, konnte er bis an sein Lebensende (1575) un— 
gestört in seiner Vaterstadt leben, ein merkwürdiges Residuum einer vergangenen 
Zeit. Er blieb nämlich innerlich bis an seinen Tod der alten Lehre treu ergeben 
und hat in denkwürdigen, teils prosaischen, teils gereimten Schriften dieselbe würdig 
oertreten und die „Egenwillischen“ (Evangelischen) maßvoll bekämpft ). 
In Ausführung des Testamentes der reichbegüterten Eltern baute Bruder 
Naaman auf dem Klosterkirchhofe ein Gebäude, welches 1557 beendet war, und 
'etzte zu dessen Unterhaltung jährlich über 000 Mk. aus. Die ursprüngliche Be— 
stimmung dieses Gebäudes ist nicht ganz klar. Schließlich, 1800 verfügte Naaman, 
daß es „ju einem Gymnasium trilingue et theologicum orthodoxae 
ecclesiae“ verwandt werden sollte. Er scheint dabei an eine Bildungsanstalt für 
katholische Theologen gedacht zu haben. An eine Ausführung in diesem Sinne 
war natürlich nicht zu denken. Aber dem König und dem Magistrat kam die 
Stiftung sehr gelegen. Als der Plan einer höheren Lateinschule akut ward, setzte 
man sich über das Recht und den Willen des Stifters hinweg und machte aus 
dem Gymnasium orthodoxae ecclesiae eineevangelische Gelehr-— 
tdenschule. Trotz Naamans Klagen und eines von seinen Erben geführten 
Prozesses blieb es bei dieser Verwendung. So kam Flensburg und das königliche 
Schleswig billig zu der gewünschten Anstalt. 
Nach Aufrichtung des Gymnasiums wurden die beiden bisher in Flensburg be— 
stehenden (geringeren) Lateinschulen zu St. Nikolai und St. Marien in städtische 
io) Ueber ihn ist mancherlei geschhrieben worden. Neben Moller l, S. 157 -555 vgl. be— 
sonders G. Vau, Der Flensburger Franziskanermönch V. N. in der „Kirchlichen Monats 
schrift“, Itzehoee 1852, S. 281 — 317, und in seiner Reformationsgeschichte S. 517 ff. Ferner 
Heinrich Hansen, Lütke Naamani und seine Schriften in BuM9, S. 107- 251. 
Hier auch Bild und Handsjchriftprobe. 
un) Seinem Versprechen gemäß hat er von diesen Schriften nie etwas drucken lassen. Sie
	        
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