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5. Die Haderslebener Gelehrtenschule, 15867.
Das andere grosie Werk Johanns d. A. zur Förderung der gelehrten Bildung
ist die Aufrichtung der Gelehrtenschule in Hadersleben 1567).
Schon im Mittelalter unterhielt das Kollegiatkapitel eine Schule zur Aus—
bildung der künftigen Geistlichen im Barwithsyssel (Amt Hadersleben), mit einem
theologischen Lektor. Die evangelische Fortsetzung dieses Instituts war das nach
der Reformation eingerichtete evangelische Priesterseminar, an dem von 1526 bis
1537 Johann Vandal als Lektor wirkte. Mach dessen Fortgang scheint indessen
dieses Institut ganz aufgehoben zu sein.
Wenn J-Mil!I. S. 259 es so darstellen, als ob in der Reformation zwar
das Kollegiatkapitel aufgehoben, die Kapitelsschule dagegen erhalten worden sei,
so behauptet dagegen Achelins, dast zwischen dem Kollegiatstift und der von
Herzog Haus gegründeten Lateinschule gar keine Verbindung bestehe. Die spätere
Lateinschule knüpft vielmehr an die, wie es scheint, schon vor der Reformation be
stehende städtische Bürgerschule an. Diese versuchte Herzog Christian iu heben,
indem er 18533 bestimmte, daß von den früher zu verschiedenen Mikarien, Kapellen
usw. gehörenden Einkünften dem „Schulmeister“ soviel zugelegt werden sollte,
daß sein Einkommen 40 Mark Lübsch erreichte, und der Unterlehrer“ Locatus)
10 Mark im Jahre verdiente (ausserdem für beide freie Kost auf dem Schlosse)
Aber diese kümmerlich dotierte Schule konnte der blühenden Ripener Kathedral
schule keine Konkurrenz machen, und die Haderslebener blieben nach wie vor ge
nötigt, ihre für das akademische Studium bestimmten Söhne nach Ripen eder
Lübeck zu senden.
In seinem der KO beigegebenen Abkeommen (KO S. 125) bestimmte
Christian III., daß die noch vorhandenen Güter der Domherren zu Hadersleben
nach dem (tötlichen?) Abgange ihrer Inhaber zur Aurichtung einer Schule daselbst
und zur Fundierung einer guten Lektur sollten verwandt werden. Doch auch diese
Bestimmung scheint nur auf dem Papier geblieben zu sein.
Herzog' Johann suchte das Gedeihen der Schule dadurch zu befördern, daß er
verordnete, unter den Schullehrern sollte allezeit ein Prediger bei der St. Severins—
kirche zu Althadersleben sein (etwa 1555). Aber auch das half auf die Dauer
nicht, die Schule blieb kümmerlich.
gekommen war, erbehte Herzogin Christine, welche die Aemter Kiel und Bordesbolm als Leib—
gedinge überkommen hatte, die Zahl der Alumnen auf 24. Der Kaiserliche Krieg verheerte 1027
das Klester, und es dauerte acht Jahre, ehe die Schule wieder eröffnet werden konnte (1035)
Dasi das geschah uind 1070 die Zahl der Alumnen gar auf 32 erhöht wurde, wird von Coro
naeus als das besondere Verdienst der GGES Fabricius bezeichnet. Ais Rektor wurde
damals, lo35, Paul Sperling eingesetzt, ein Vruder des aus Eleonora Christina Ulfelds
„Jammersminde“ bekannten unglücklichen Hamburger Arztes Otio Sperling. Er war ein lüch
tiger Mann, aber von einer fast sadistischen Grausamkeit und Härte gegen seine Schüler: in
dieser Beziehung hat der spätere Kieler Prosesser Sammel Rachel „der 1838 ff. Bordes—
holmer Alunme wär, in seiner Autobiographie (Af Stu KGel, 355 jf.) ihm ein übles Denkmal
— „Polackenkriege“ 1057f., ward
das Anstallsleben zerstört. loo? wurde zwar die Schule noch einmal wieder eröffnet, kam aber
nicht mehr zum Gedeibhen. 1005 wurde sie aufgehoben und ihre Mittel zur Besoldung der Kieler
Prefessoren bestimmt. Ueber die beiden Sperlings val. Moller l, ofo ff. Panl Sperling,
der letzte Berdesbolmer Rektor, wurde als theolog. Professor an die neue Universitäl über:
nommien.
*) Lit. val. bei Witt S. 77 j. Aus neuerer Zeit Th. O. Achelis, Aus der Geschichte
des Haderslebener Jobanneums J (Qu. u. F. 8, 1021) und desselben Haderslev igamle Dage l,
S. 120 30.