G. S. Stephan Klotz
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wol vergnüget gewesen / mit ungerechtem Geschenke aber hat er sich niemals be—
flecken wollen. In Speiß und Tranck war er meßig / und in seiner Kleidung der
Ueppigkeit feind und doch ein Liebhaber der Reinlichkeit und des wolanständigen.
Das fürnehmste aber ist /daß er Gott von Herzen geliebet und sein Wort so heilig
und heer gehalten / daß er davon / wie auch von den daraus formirten libris
symbolicis nicht im geringsten abweichen und einigen Neuligkeiten raum geben
wollen Weswegen er denn auch den Ruhm eines reinen Theologi gehabt / und
so lang Gott seine Kirche in der Welt bauet / auch behalten wird . .. Mit welcher
Andacht aber / wie bedachtsam / beweglich / und beredt / und mit welcher Ge—
schicklichkeit er Gottes Wort und den Kern in demselbigen /den Herrn Jesum /
öffentlich geprediget / solches ist annoch bei vielen im frischen Gedächtniß/ und
wird lang nach seinem Tode nicht vergessen werden / Seiner wird wol, wenn von
fürnehmen begabten Predigern geredt wird / unter den ersten gedacht werden. Wie
er aber den HErrn Jesum öffentlich vorgetragen also hat er ihn auch stets in
seinem Munde und Hertzen gehabt . . . Wie er dann auch ein andächtiger fleißiger
Beter gewesen und wann er sich zur Andacht von den Menschen absonderte / sich
in seiner Kammer alleine eine zimliche Zeit verschlossen und von niemand wolte
aehindert werden solange er derselben abwartete. Gegen die Armen und Erulanten
ist er mitleidig mild und freygebig gewesen der Witwen hat er sich treulich
angenommen und ihr Recht wann er nur immer gekonntbefodert. Den Pre—
digern hat er mit seinem vernünfftigen wolgegründeten bedencken gerne münd,
und schrifftlich gedienet / und einem jedweden der sich bey ihm angemeldet also
begegnet, daß er mit großem Danck von ihm Abschied genommen.“ Seine Feinde
und Verläumder hat er „mit stillem Geist und einer Heroischen Geduld über—
wunden Rund niemahln / ob er gleich Mittel genug dazu hette/ darnach gestanden /
daß er sich daran rächen wolte weil er dann seine lebtage und in keiner Occasion
rachgierig gewesen sondern andern allemahl / wann von Rache geredet ward,
davon abmahnte und sagte: Man musi nicht Böses mit Vösem vergelten sondern
Gott rahten lassen welches sein immerwehrendes Sprichwort war ...“
Mögen in diesem Charakterbild die etwaigen Fehler des Mannes absichtlich
übersehen sein — soviel ergibt sich aus ihm jedenfalls, daß St. Klotz nicht der
scheusälige Prälat war, als den Breckling ihn der Nachwelt gezeichnet hat, sondern
rin Mann, der mit Recht die große Liebe und Verehrung genoß, welche unzählige
seiner Zeitgenossen ihm geschenkt haben. Unter ihnen auch die Vornehmen und
dor allem sein König und Herr, Friedrich III. Die übliche Vorstellung, dast er
mit unwürdigen Schmeicheleien den Grosien dieser Welt nachgelaufen sei, kehrt
sich, wenn ich recht beobachte, dahin um, daß die Vornehmen ihm nachliefen, weil
sie die hohe geistige Bedeutung dieses Mannes empfanden. Was man in seinen
Jeistesmächtigen, noch heute lesenswerten Leichenreden als „Schmeicheleien“ be—
urteilt hat, entspricht der Zeit und reicht nicht entfernt an das Fuchsschwänzeln
anderer damaliger Leichenredner heran; er verliert niemals die persönliche Würde.
Was seinen „Nepotismus“ anbelangt, so besteht er lediglich darin, daß er seine
Töchter gut verheiratet und für seine Schwiegersöhne gute Stellungen zu schaffen
sich bemüht hat, ein gut bürgerliches Bestreben, das er selber sicher nicht als
Sünde, sondern als ein gottgefälliges Sorgen für die Seinen empfunden hat
Wenn VBreckling ihm seine verkehrten „politischen“ Ratschläge vorgeworfen hat,
so wird ihm zu gute kommen, daß Irren menschlich ist. Ebenso menschlich und
vielleicht gar nicht verwerflich ist es, wenn er, der die Rache der Schweden be—