Full text: 1517 - 1721 (2)

Niedergang Gottorfs 
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das dänische Heer eine entscheidende Niederlage. Dadurch wurde die Position 
gegenüber Gottorf soweit geschwächt, daß man mit diesem, trotzdem man schon 
ahnte, daß es in verräterischem Verhältnis zu Schweden stand, noch einmal Unter— 
handlungen zu pflegen sich genötigt sah. Es kam zum sog. Hamburger Ver— 
gleich (5. Jan. 1711) und seiner Ergänzung durch den sog. Rendsbur— 
ger Erläuterungsrezeß (30. April 1712). 
Bis dahin war unser Land von Kriegesnöten frei geblieben; nun sollte es noch 
einmal wieder einen feindlichen Einfall erleben. Der König operierte im Verein 
mit Russen und Sachsen glücklich in Schwedisch-Pommern und Mecklenburg, be— 
mächtigte sich sodann der Herzogtümer Bremen und Verden, erlitt aber am 
20. Dezember 1712, als er dem schwedischen General Graf Steenbock ent— 
gegenrückte, bei Gadebusch eine Niederlage, „welche Holstein dem Feinde 
blosistellte, in ihren Folgen jedoch von großem Vorteile für das königliche Haus 
wurde“ ). 
Der König wich nach dem Morden zurück, und unklugerweise folgte ihm, hinter 
sich in vorsichtiger Entfernung die Russen und Sachsen, Steenbock. Am 1. Januar 
1713 drang er über Lübecker Gebiet in Holstein ein, am . Januar ging Altona 
in Flammen auf, das schwedische Heer rückte über die holsteinischen Elbmarschen 
nach Eiderstedit. Als nun Russen (unter Peters eigenem Kommando) und 
Sachsen von Süden und die Dänen von Norden anrückten, saß Steenbock auf 
dieser Halbinsel wie in einer Mausefalle. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als 
sich in den Schutz der Gottorfischen Festung Tönning zu begeben (Febr. 1713). 
Ein Versuch, über See zu entkommen, mißglückte, am 16. Mai mußte er kapi— 
tulieren (Verhandlung zu Oldenswort) und sich mit seiner ganzen Armee, noch 
11 000 Mann, gefangen geben. Die Verbündeten zogen wieder ab; der König 
belagerte Tönning; am 7. Februar 1714 mußte der herzogliche Kommandant 
Zacharias Wolf kapitulieren“), die Festung wurde geschleift. 
Das waren entscheidende Erfolge. Die Steenbocksche Armee war der letzte 
Rest der schwedischen Kampfmacht gewesen, der König aber hatte nun die Freiheit 
rnergisch gegen Gottorf vorzugehen. 
Schon durch Patent vom 13. März 1713 nahm er das ganze 
Gottorfsche Gebiet samt dem Bistum Lübeck vorläufig in Besitz; der Administrator 
floh nach Hamburg. Bei der Einnahme von Tönning glückte es, urkundliche Be— 
weise für die geheimen verräterischen Verhandlungen Gottorfs mit Schweden 
zu finden — die Uebergabe Tönnings an sie war eine längst vorher abgemachte 
Sache — und mit diesen Doknmenten in der Hand konnte der König es vor aller 
Welt als rechtmäsiig dartun, wenn er nun den 16089 zu Schande gemachten Plan 
wieder ausführte, dn Gottorfschen Anteil von Schleswigmit 
dem königlichen zu vereinen. Auch das geschah offiziell zunächst nur 
vorläufig, aber doch mit der dentlichen Hoffnung und Absicht, es diesmal endgültig 
zu machen: das Kirchengebet für die Landesherrschaft wurde abgeändert, der Be— 
amtenkörper gleichgeschaltet, ja sogar in Schleswig ein eigenes Obergericht errichtet 
und das Glückstädter auf Holstein beschränkt. 
Der Krieg lebte wieder auf, als Karl XII. aus Bender entwichen war und 
im November 1714 in der Festung Stralsund anlangte. Er war zu Ende, als 
) Kobbe, SH Geschichte S. 60. 
2) Bei dieser Gelegenheit wurde Wedderkop nach vierjähriger harter Gefangenschaft 
frei; er ist, von Dänemark hoch geehrt, 1721 in Hamburg verstorben.
	        
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