Full text: 1517 - 1721 (2)

Philippismus in SH 
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quelle. Manche Auszüge daraus sind von Muhlius')), Krafft“) und namentlich 
Rördam“) gegeben worden, aber das Buch als ganzes harrt noch immer einer 
Bearbeitung und Herausgabe. Um seinen Standpunkt ein wenig zu kennzeichnen, 
führe ich nur an, daß er Hemmingsen, unter dem er auch in Kopenhagen studiert 
hatte, als die Sonne der geistigen Welt feierte; daß er von Melanchthon sagte, 
er wolle lieber mit ihm irren als mit seinen Gegnern übereinstimmen; daß er 
endlich, als er 1890 von dem Tode Jacob Andreaes erfuhr, dem Hasse gegen 
diesen Schöpfer der Konkordienformel und Feind Melanchthons dadurch Ausdruck 
gab, daß er in sein Tagebuch schrieb: Obiit Jacobus Schmidlinus, magnus 
et famosus ille paxpropheta et ubiquitatis apostolus et patronus, 
cujus anima requiescat in pice! 
Mit Johannes Becker war durch Landsmannschaft und enge Freundschaft ver— 
bunden der Kollege und spätere Nachfolger Peter Bokelmanns in Husum, Jo⸗— 
hannes Hamer'“), geboren in Husum als Sohn des dortigen ersten Dia— 
conus, Franz Hamer (vgl. S. 28) 1528, gest. 1004. Im Gegensatz gegen den 
eifernden Bokelmann war er sanftmütig und gelinde und ertrug es schwer, wenn 
jener in seinen Predigten gegen die Wittenberger loszog. Aber — darin ein 
typischer Vertreter des bei uns herrschenden utherisscchen Philippismus — 
im Punkte des Altarsakraments stand er fest und unverrückt auf der lutherischen 
Auffassung und nannte Luthers letztes Bekenntnis vom Abendmahl ein goldenes 
Buch. Darum las er, der seinem Meister niemals eine andere Lehre zugetraut 
hatte, mit tiefem Schmerz die andersartige Lehre in der bekannten Exegesis 
perspicua von 1574 und bedauerte von Herzen das furchtbare Geschick, das 
über die Wittenberger Freunde hereinbrach. Er scheint ein aufrichtig frommer 
Mann gewesen zu sein, der mit allen Frieden hielt, soviel an ihm war, eine rechte 
anima candida. 
Als Philippisten lernen wir aus dem Briefbuch des Pistorius und anderen 
Quellen ferner kennen: Wolguard Jensen (vgl. S. 121), Albert 
und Samuel Meiger (S. 142), Martin Coronaeus («Krey), 
Pastor an St. Mikolai in Kiel, Joh. Schaffnicht, Pastor in Oldenburg, 
Peter Goldschmidt, Pastor in Garding, Johannes Stricker, 
Pastor in Grube, Magister Johannes Lucht in Schleswig (S. 125), Mag. 
Dinggreve in Hadersleben (S. 143) u. a. m.“). 
Diese Theologen waren gewiß in der Mehrzahl gescheute und auch theologisch 
interessierte Leute (in dem Briefbuch des Pistorius lesen wir, wie dieser und seine 
Freunde die neuesten theologischen Produktionen der Wittenberger und anderer unter 
sich austauschten), aber einen Theologen von Format, einen theologischen Schrift— 
steller hat es in ihrem Kreise doch nur eienen gegeben: Paul von Eitzen. Und 
da dieser auch schon durch seine Stellung als „vornehmster Theologe““ des ganzen 
Landes für die Feststellung des landeskirchlichen Bekenntnisses von entscheidendstem 
Einfluß gewesen ist, haben wir seine theologische Stellung eingehender zu be— 
trachten. 
19) De resormatione réeligionis in vicinis Daniae regionibus (in seinen Disser- 
tationes, Kiliac 1715). 
) A. a. O. S. 154 ff. 
iu) Hist. Kildestrifter 2. I. II, 508 ff. 
9) Vgl. über ihn Krafft S. 131-1530, 455 -400. 
12) Daß auch unter den „Schulkollegen“ der Philippismus seine Stätte hatte, zeigt der 
BumM 7, S. 307 veröffentlichte Brief des Schleswiger Rektors Stauhufen (xgl. 
S. 123) an Paul Eber aus dem Jahre 1501.
	        
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