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B. 2, K. 2, 9 22. Symbole
de in der Christenheit tho dem dische des Heren gehen, entfangen wert, alse des Herrn Christi
wortte luden: Nemet hen vnd ethet, dat is min liff, welch vor yw gegeuen werth. Nemet hen
und drinket, dat is min Blodt, des nien Testaments, dat vor yw vnd vor velen vorgaten werth,
thor vorgeuinge der Sunde. ltem alse ock de hillige Apostel secht: dat dat Brodt des H.
Auentmals sy de gemeinschop des liues Christi, vnd de gesegende Kelck sy de gemeinschop des
Blodes Christi; dat is, woll dat gesegende Brodt des Auentmahls entfanget, de entfanget dat
liff Jesu Christi, vnd woll den gesegenden kelck entfanget, de entfanget dat ware Blodt Jesu
Christi; de Gelöuigen thor voreiniginge mit dem Heren Christo, vnd thor saligheit, de vn⸗
gelönigen thom Gerichte, gelieck wo dusse Lehre vam hochwerdigen Sacrament is erkleret in der
Augsborgischen Confession, Apologia, Schmalkaldischen Artickelen vnd beiden Catechismis des
hilligen Lehrers vnd Vaders Martini Lutheri, welchers Böter, Schriffte vnd Bekenntnisse
ick ock in dussem Artickel holde vnd gelöue recht vnd warhafftig. Vnd by dussem minem Ede
vorplichte my dorch de hulpe vnd gnade Gottes desulue ware einfoldige Lehre vam hilligen
Auentmahl miner befahlen Gemeine getruwliken vnunorfelschet vnd vnuorandert vorthoholden,
ond tho leren bett an minen ende.
Thom vofften, dat ick alle falsche Lehre vnd Erdome alle der jennigen, de van der
warheit der hilligen Gottliken Schrifft, vnd van dem hilligen Apostolischen vnd anderen appro—
berten vnd angenammen waren Symbolis, tho dem ock van der waren reinen Lehre der Augs—
dorgischen Confession, Apologia, Schmalkaldischen Artikelen vnd des Catechismi Lutheri aff—
wiken, vnd jegen desuluen Lehre nie erdichtete opiniones, erdome, falsche vorföhrische duding in
jennigen (einigem) punet vnd artickel hervorbringen, darmit se de reine Lehre vorfelschen vnd
de hillige einicheit des Gelöuens thostören, vnd de simpelen lude im Gelönen erre maken, mitt
warhafftigen Jffer Eifer) hate, vorwerpe vnd vordöme. WVnd my den—
suluen in ehren Secken, wo desuluen mogen genomet werden, nicht will heimlich edder apen-
har anhengig maken.
Thom sossten vnd besondern, dat ick der Wedderdöper, Sacramentsswermer, Carolstadianer,
Zvinglianer, Caluinisten, Bezaisten, oder wo desuluigen nu edder in thokamenden tiden mogen
genöhmet werden, gotteslesterliehe Lehre jegen de nödigheit und kraft der hilligen döpe, vnd
iegen de ware jegenwardigheit, vthdeling vnd entfanginge des warhafftigen wesentliken Liues
und Blodes Jesn Christi im hilligen Auentmahl, woer datsulue dorch de gantze werlt, in der
Christenheit, na des Heren Christi insettinge geholden wert, vor vnrecht, falsch, logenhafftich
vnd vorföhrisch holde vnd bekenne, vnd derhaluen mit warhafftigen Iffer hate,
vorwerpe vnd vordöme, vnd mine befalen Gemeine na minen gauen, dorch de gaue
vnd hulpe des hilligen Geistes, flitigen vnd getruwlicken beth an minen ende will vor solchem
Erdome warnen. Und will my ock mith solcher Gotteslesterliken geselschop weder apenbar edder
heimlick deelhafftig edder anhengig maken. Ock gefehrliker ergerliker wise, dar idt de noedt
tho wedderspreken nicht erfordert, van den Sacramentererschen Gotteslester—
schen vnd anderen vorföhrischen Erdome vor den Leyen nichtes disputeren.
Sonder will de vnwandelbare warhafftige Lehre vnd Gelouen van der warheit vnd allmechtig—
heit vnsers Heren Jesu Christi, vnd van der warhafftigen wesentliken jegenwardigheit des
waren Liewes vnd Blodes Jesu Christi im hilligen Auentmahl, dorch de Gnade Gottes vnd
bystand des hilligen Geistes, helpen erholden vnd vortpfflanten.
Duth alles swere ick ane falschheit vnd argelist mit guder Conseientien, so wahr alse my
Gott helpe. Amen!“
Sehen wir uns diese Formel an, so werden wir sosort gewahr, daß sie eine für
einen Religionseid (eine Ordinationsverpflichtung) sehr merkwürdige Form hat,
schon durch ihre Länge, aber auch durch die besondere Hervorhebung zweier Lehr—
punkte, nämlich der Christologie und der Abendmahlslehre. Diese beiden Lehr—
punkte aber sind gerade die, um welche sich in jener Zeit die theologische Diskussion
sonderlich drehte, um welche es sich auch bei den „Irrungen“ der Sächsischen
Kryptokalvinisten vor allem gehandelt hatte. Offenbar also hat diese Krise des
Luthertums dem um die rechte, reine Lehre so gewissenhaft besorgten Oberhirten
zur Formulierung und Auferlegung dieses „Eides“ den mittelbaren Anlaß ge—
geben. Was er damit beabsichtigte, war anscheinend folgendes: 1. wollte er, der
die Kalvinistische Lehre „mit rechtem Eifer haßte“, seine Prediger vor den von
hier drohenden Gefahren warnen; 2. indem er von allen Predigern des Gottorfer
Landes die Unterschrift forderte, wollte er vor aller Welt bekunden, daß die Got—