Full text: 1517 - 1721 (2)

Friedrich Dame, P. Egardus 
— 
und wurde 16000 zum Rektorat in Rendsburg berufen. 1010 ward er Pastor 
in Nortorf)) und ist bis an sein Ende (1055) dieser einfachen Landgemeinde ein 
treuer Seelenhirte gewesen. Schon daß er, trotzdem er bei Fürsten und Mächtigen 
höchstes Ansehen genoß und mehrfach zu angeseheneren Stellen berufen wurde, 
seiner Dorfgemeinde die Treue hielt, zeugt von der Echtheit seines Christentums. 
Je weniger von seinem persönlichen Leben bekannt ist, desto lauter zeugen von 
ihm seine hinterlassenen Schriften. Seine schriftstellerische Leistung ist un— 
gemein groß“). Was er in die Welt hinaussandte, waren meistens erbauliche 
Traktate nicht allzu großen Umfangs, doch haben wir auch eine Predigtsammlung 
(„Praxis sidei salvisicae, Uebung des seligmachenden Glaubens ... aus den 
Sonntags- und Fest-Episteln beschrieben“, Lüneburg 1627) und — vor allen be— 
merkenswert — eine Apologie Arnds: „Ehrenrettung Johannis Arndii oder 
Christliche und in Gottes Wort gegründete Erinnerung, was von DR. Lucae 
Osiandri Censur und Urtheil über Joh. Arends Wahres Christentum zu halten 
sey“. ... Lüneburg 1024 ... 
Wie angesehen er zu seiner Zeit als erbaulicher Schriftsteller war, geht schon 
daraus hervor, daß er für die meisten Schriften einen so berühmten Verlag wie 
die Sternendruckerei in Lüneburg gefunden hat. Wie hoch seine Schriften auch 
nach seinem Tode in den frommen Kreisen der lutherischen Kirche geschätzt worden 
sind, zeigt die Tatsache, daß kein Geringerer als Spener selber unter dem 
Titel „Pauli Egardi, eines weiland unverdächtigen, vortrefflichen und geistreichen 
Lehrers, auserlesene Schriften . .. Abermahl mit sonderbahrem Fleiße ans Licht 
gegeben“ die meisten seiner Traktate in drei Quartbänden (Frankfurt 1679 und 
1081, Giessen 1083) neu herausgegeben hat. Ein herrliches Denkmal hat ihm 
unser Johann Möller gesetzt, indem er Cimbr. litt. J. 151 schreibt . 
„Diesent Arnd unserer Nordmark haben, ob er gleich nur ein Landyfarrer war, mit ein 
mütiger Zustimmung aller verstandigen Theologen schon längst einen der ersten Plaͤtze unter 
ihren hervorragenden und wahrhaft apostolischen Theelogen gesichert sowohl die einzigartige .. 
geheiligrte Lebenshaltung als auch seine hervarragenden Schriften, 
welche einzig die wahre und praktische Theologie mit höchster Geschicklichkeit vorhalten und er 
läutern und voll des göttlichen Geistes sind. In diesen rammt er, ein glücklicher Nachahmen 
der Avostolishen Einfalt, mit Unterlassung aller zweideutigen Erörterung unnützer und über— 
flüssiger Fragen und aller Woritkampfe in einem durchsichtigen und einzig auf das Verständnis 
und die Erbauung der Leser gerichteten, allen gezierten Wortichwall verachtenden Stile die 
Grundieste des Heils selber, den durch Liebe tätigen Glauben mit einer derartigen Beweisung 
— 
wäre, den Lesern wahre Frömmigkeit einzuflössen; deshalb verdienen sie allen nach Gottseligkeit 
) Bei seiner Verufung kam es zu einem denkwürdigen Konflhiktzwischen Fürsten— 
macht und Patronausr'echt. Egard hatte als Rekior dem Rendsburger Amtmann 
Hinrich Rantzau bei dessen leiblicher Schwachheit vielfach einen Liebesdienst erwiesen und auf 
dem Schloñ vor ihm gepredigt. Dafür versprach ihm Rantzau, sein Patron und Forderer zu 
sein, und als mit dem Tode des Mortorfer Pastors Samuel Meigerius (vgl. S. 142) das 
Mortorser Pastorat frei geworden war, erreichte der Amtmann bei einer Anwesenheit König 
Christians 1Y. in Rendsburg, daß dieser den Rektor einfach zum Pastoren in Mortorf „ver! 
ordnete“. Eine Prebepredigt jand statt, und die Gemeinde war mit der königlichen Verufung 
sehr zuͤfrieden. Mun aber erhob sich das „hochadelige““ Jungfrauenkloster zu Itzehoe zu einem 
gewaltigen Protest gegen diesen Königlichen Eingriff in sein Patronatsrecht: hatte doch das 
Kloster seit jeher in Nortorf das Präsentations- und Berufungsrecht ausgeübt. „Worauj 
Kön. Maj. zuerst resolvieret, daß Er dem Kloster nicht geständig wäre einige Freiheit, die 
etwa vom Papsttum herrührte, sondern sollte bleiben wie es verordnet“. Allein das Kloster 
blieb bei seinem Protest und erreichte auch, dan Egard noch einmal eine Probepredigt halten 
musite, woraus er vom Kloster voziert und vom König konfirmiert wurde. (Val. Egarde 
eigenen Bericht in „Die Kirche St. Martin in Mortorf“ von Fr. Freptagu.a, (1027). 
) Val. die Titel bei Moller l, 1525j.
	        
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