B. 2, K. 2, 9 23. Schwärmertum
Im Gegensatz zu Teting ist A. O. Hoyers von vornherein durch ketzerische
Schwarmgeisterei beeinflußt gewesen. Sie war eine begeisterte Verehrerin David
Joris'; daneben nennt sie ausdrücklich Schwenkfeld als ihren Meister.
4. Der äußere Gang der Tetingschen Kontroverse ').
Anfänglich taten Teting und Lohmann nichts weiter, als daß sie über das wüste
deben der sog. Christen klagten und ihren Mitbürgern Arnds „Wahres Christen-
tum“ und seine Postillen zur Lesung empfahlen, was Propst Dame, selber ein
Verehrer Johann Arnds nicht zu tadeln wußte. Im Jahre 1021 aber geschah es,
daß Mag. Habakuk Meyer, Pastor an St. Marien und Beichtvater der
beiden Männer “), die Schriften Val. Weigels unter die Finger bekam und
ür nötig hielt, seine Gemeinde vor den Irrtümern dieses „Schwärmers“ zu
vwvarnen, wobei er namentlich dessen Lehren von der Menschwerdung Christi und
von dem innerlichen Menschen seiner Gabe und Gewohnheit gemäß sehr „scharf
durch die Hechel zog““. Meyer hat bezeugt, daß er dabei in keiner Weise an seine
Beichtkinder gedacht habe, diese aber bezogen — ohne Zweifel, weil sie sich ge—
troffen fühlten, — seine Stachelworte auf sich und überreichten Mever eine „Con—
fession“ ihres Glaubens. Lohmann begab sich zum Propsten und beklagte sich über
Meyer. Dame fand, daß in der „Confession“ manches „auf Schrauben gestellt“
ind Weigelischer Lehre verdächtig sei. Als echten Schwärmer kennzeichnete Loh—
nann sich dadurch, daß er dem Propsten erklärte, „er hätle nun (nachdem er sein
Bekenntnis abgelegt habe) viel eine gröstere Liebe denn er zuvor gehabt und wolle
seinen Dienst niederlegen, weil man die Missetäter, insonderheit die armen Diebe
'o liederlich thäte hinrichten“. Der Propst mahnte ihn milde von solchem Vor—
haben ab und verfaßte im Einvernehmen mit seinem Kollegen an der Johannes—
ktirche, Mag. Friedrich Johannis (Hansen) eine ausführliche Widerlegung
der „Confession““, welche er Lohmann zum Lesen übergab. Darauf verreisten
Teting und Lohmann eine Zeitlang, um, wie das Gerücht ging, ihr Bekenntnis
einer Akademie zur Prüfung vorzulegen und das Zeugnis der Orthodorie zu er—
langen, was ihnen jedoch nicht gelang. Gerade ihr heimliches Abreisen erregte
in der Bürgerschaft heftige Aufregung, weshalb der Königliche Amtmann, Kai
oon Ahlefeld sich verpflichtet fühlte, „kalmirend“ einzugreifen. Nach der Rück—
kehr Tetings und Lohmanns lud er dieselben nebst dem Propsten, den beiden
Bürgermeistern und dem ganzen Ministerium zu einer Besprechung auf das
Schloß (16022). Bei diesem Kolloquium traten die Geistlichen mit dem ganzen
Rüstzeug ihrer Gelehrsamkeit gegen die Irrlehren auf, der Amtmann und die
beiden Bürgermeister redeten gütlich auf die beiden trefflichen Mitbürar ein —
dissertatien von Adah Blanche Roe zu Bryn Mawr, Pennsylvania herausgekommen:
A. O. Hoyers, a Poctess os the XVil Century. Wir haben diesem Buche das nach
einem in der Oldensworter Kirche befindlichen Porträt gefertigte Bild entnommen. Hier auch
rine recht vollständige Bibliographie.
) Hierzu vergl. außer Moller bes. Fr. Dame, Abgetrungene Relation ... (Rostock
16024) und Starck, Lübeckische Kirchengeschichte. Daru auch KraffrsS. lo!“ 175,
403 - 500.
Im Gegensatze zu dem milden Propsten Dame war Mener ein hitziger Kopf, der auf
Andersgesinnte nur aufreizend wirken konnte. Seine Gegner haben ihm vor allem vorgeworfen,
daß er wenige Wochen, nachdem er vom Diakonus zum Pastor in Tönning befördert war (1004),
„seine Gemeinde verließ“, indem er sich zum Pastor in Flensburg wählen ließ. Die Tönninger
rächten sich durch den noch lange nahher umgehenden Vers: „Do Kukuk quam, quam Habakuk,
do Kukuk flog, toog Habakuk“. Vgl. Vosi⸗ Feddersen, S. 32.