Full text: 1517 - 1721 (2)

B. 2, K. 2, 8 24. Synkretismus 
c) Die übrigen Dozenten. Neben Musaeus und vor allem Kortholt 
haben die weiteren Dozenten der Frühzeit geringere Bedeutung gehabt; sie sollen 
jedoch wenigstens kurz erwähnt werden. 
Zum dritten Professor der neugegründeten theologischen Fakultät wurde Paul 
Sperling ernannt, seit 1035 Rektor und Klosterprediger zu Bordesholm 
(vgl. oben S. 149), seit 1043 herzoglicher Propst für Holstein, ein Amt, das er 
auch als Professor beibehielt. Seine Ernennung war mehr eine persönliche Be— 
lohnung seiner Verdienste als Schulmann denn eine Förderung der Universität. 
Die Kraft des 60jährigen Mannes war bereits gebrochen. Dennoch hat er als 
Lehrer der biblischen und kirchlichen Altertümer wie auch der geistlichen Beredsam— 
keit fleißig gewirkt, wenn auch wenig geschrieben. Neben Vorlesungen über 
Homiletik und Katechetik hielt er als erster auch homiletische Uebungen in der 
Klosterkirche. Wie Kortholt hat auch er (doch ohne Verfassernamen) einen Ka— 
techismus herausgegeben: „Summarischer Außzug Desjenigen, was der Christ⸗ 
lichen Jugend in Ihrem Christenthumb zu gläuben und vor erst zu wissen und 
zu lernen am nöthigsten seyn möchte“. 1671. 
Matthias Wasmuth, geboren 1025 zu Kiel, 16057 Professor der 
Logik in Rostock, wurde 1005 zum Professor der morgenländischen Sprachen in 
Kiel berufen, 1067 außerordentlicher und 1075 ordentlicher Professor der Theo— 
logie (f 1088). Eigentlich theologische Vorlesungen hat er nie gehalten, sondern 
seine Kraft einerseits in gelehrten, schon zu seiner Zeit stark angefochtenen Aus— 
führungen über die von ihm für inspiriert gehaltenen hebräischen Akzente, anderer— 
seits in phantastischen Versuchen zur Herstellung eines immerwährenden Kalenders 
vergeudet. Mit J. W. Petersen war er der Meinung, daß im Jahre 1739 eine 
totale Veränderung der Welt erfolgen solle. Ebenso phantastisch war seine Idee, 
ein orientalisches Seminar zu gründen und mit den teilnehmenden Studenten 
Juden und Türken zu bekehren (vergl. Thie ß J, S. 50- 78). 
Christoph Franck, geboren zu Nürnberg 1042, Schüler von Peter 
Musaeus (zu Rinteln) und U. F. Calixt, wurde 1005 zum ersten Professor der 
Logik und Metaphysik in Kiel ernannt. Im folgenden Jahre Doktor und a. o. 
theologischer Professor, rückte er nach Musaeus Tode 1674 in die Theologische 
Fakultät ein, ward nach Kortholts Absterben 1094 Prokanzler, erster Professor 
der Theologie und Bibliothekar. Zum S. H. Kirchenrat ernannt, starb er 1704. 
In Schriften und Vorlesungen hat er sich besonders mit der zeitgemäsien Polemik 
gegen Remonstranten EExercitationes Anti-Limborchianae, Kil. 1694, 
zuf Verlangen des Herzogs im Druck erschienen) und Reformierte (Exercitatt. 
X Anti-Wendelianae, Kil, 1687) beschäftigt, in der friedlichen und rein 
sachlichen Art, die er von seinen Lehrern gelernt hatte und die in der Folgezeit 
typisch wurde. 
3. Verdächtigung der Kieler Fakultät. 
Alsbald nach ihrer Gründung mußte Herzog Christian Albrecht zu seinem 
Schmerze vernehmen, daß seine Universität in weiteren Kreisen einen üblen Ruf 
habe, den nämlich, daß sie „syncretistisch“ verseucht sei. Dies Gerücht gründete 
sich darauf, daß der erste theologische Professr Petter Musaeus 16001 an 
dem Casseler Religionsgespräch teilgenomen hatte . 
*o) Landaraf Wilhelim VI. von Hessen-Kassel, dem durch den Westfälischen Frieden 
Teile von Oberhessen und der Grafschaft Schauenburg zugefallen waren, hatte dadurch zu seiner
	        
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