Full text: 1517 - 1721 (2)

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B. 2, K. 2, 5 27 
Gemeinde kaum etwas zu merken. In Apenrade regierte ein schroffer Anti— 
pietist, der Propst Chr. Gottl. Koch (1713 — 360). Als pietistische Lichtpunkte in 
Nordschleswig während der Frühzeit sind mir einzig die Kirchgemeinden Döstrup 
und Reisby bekannt geworden, wo die Gebrüder Pedersen Wedel (seit 
16085 bzw. 16091) ganz im Sinne Franckes (Bibelverbreitung, Katechisationen in 
den Dörfern, Konventikel) eifrig wirkten *). 
Bei einer Gesamtüberschau über die Entwickelung des Pietismus in 
SH bis 1721 ergibt sich, daß er bis dahin doch nur eine kleine Minorität unter 
den Geistlichen darstellt. Es wird eine richtige Beobachtung sein, wenn Günther 
BumM9, 325) 1723 sagt: „Die Pietisten haben sich hie und da in Hol— 
stein eingenistet“. Noch stand der Bau der altlutherischen Kirche im wesentlichen 
unerschüttert da, und die Orthodorie war durchaus die herrschende Richtung. Aber 
die Pietisten waren eine rührige Minorität, die Orthodoren empfanden sie 
als „Neuerer“ und sich selber als zur Hütung alter und guter kirchlicher Werte 
verpflichtet, um so mehr, als im Fürstlichen Anteil die Oberhirten selber der neuen 
Richtung angehörten. So ist es kein Wunder, dasi verhältnismästig früh auch in 
unserm Lande der theoslogische Kampf gegen den Pietismus 
hbeginnt und zum Teil heftige Formen annimmt. Der Führer in diesem Kampfe 
aber war der Mann, der sein Leben lang gegen alle „schädlichen Meuerungen“ 
gekämpft hatte, der Königl. GS Josua Schwartz. 
5 27. GS Schwartz' Kampf gegen den Pietismus, 1091- 1709. 
1. Beginu des Kampfes, 16001 97. 
Nachdem der treue Hüter des Alten, Guten und Bewährten schon länger mit 
Schmerz und Besorgnis das Eindringen des Pietismus in SH und auch in seine 
Diözese beobachtet hatte, begann er im Jahre 1091 seinen amtlischen Kampf 
gegen denselben, der daun weiterhin zu einem umfangreichen biterarischen 
werden sollte. 
Beim Nachdenken über geeignete Kampfmittel kam Schwartz auf das seit 
Klotzens Tätigkeit eingeschlafene Institut der Pröpstespnoden. Unter dem 
15. August 1091 erreichte er einen königlichen Befehl, durch welchen diese wieder 
zum Leben erweckt wurden, und zwar mit dem ausdrücklichen Zweck, die „in der 
Religion suspeeten Prediger oder Zuhörer“ vor sich zu fordern und nach Be— 
tindung zu suspendieren oder zu removieren ). 
Gleich in der ersten Versammlung der Synode (28. Oktober Yff.) wurden 
Maßnahmen gegen den sich im Lande verbreitenden Chiliasmus, gegen die Ab— 
haltung „besonderer Versammlungen“ und gegen die „Verachtung des ordentlichen 
Ministeriums“ beschlossen. Insonderheit wollte man sich einen lehrreinen 
theologischen Nachwuchs sichern. Zu dem Zweck sollten die vorhandenen 
Theologiestudierenden, insonderheit „welche privatim Kinder informiren“, bei den 
Visitationen von GSäoder Propst vorgefordert, „der obhandenen Irrthümer be— 
*2) Vgl. den interessanten Brief an Francke 1722 Bu Me5, 14960 f. Die beiden Brüder 
fühlen sich als Einsame: alle Kollegen predigen gegen sie als hallische Ketzer, die eine neue 
Lehre einführen wollen. 
1) Wgl. Schwartz, Chiliastische Vorspiele S. 428.
	        
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