Full text: 1517 - 1721 (2)

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B. 2, K. 
Mit der in den „Kurtzen Anmerckungen“ in Aussicht gestellten „Widerlegung 
des Traktats selber“ ist vermutlich die Schrift gemeint, mit welcher Mag. Jo— 
hbann Melchior Krafft, Kompastor in Süderstapel, sich zum andern 
Male, aber nunmehr unter seinem richtigen Namen auf den Kampfplatz begab. 
Es ist der 140 Quartseiten umfassende „Wahre historische Bericht 
von den SH Kirchen-Streitigkeiten“, Schleswig 1708. Das Hauptziel des 
Werkes ist die Verteidigung und Rechtfertigung von Muhlius' Theologie. Krafft 
perteidigt sie voll und ganz, in tüchtiger uund gründlicher Arbeit. Beachtenswert 
ist besonders seine gründliche Erörterung der exegetischen Grundsätze, wie Muhlius 
sie in seiner „MApodixis““ dargelegt hatte““) (S. 42259). Im übrigen gibt 
Vf. dem pietistischen Haß gegen den unbequemen und unerbittlichen Gegner nun— 
mehr vollen Ausdruck. Schwartz ist der Mann mit der schamlosen Hurenstirn 
Jer. 3, 3), den der Lügen- und Mordgeist zu seinem schändlichen und unchristlichen 
Verketzern angetrieben hat, der Holsteinische Papst, der infallible Papst usw. 
Krafft bekennt sich zu Spener, der Halleschen Fakultät und Otto Strandiger. Er 
dreht auch den Spiest um und bezichtigt Schwartz der Ketzerei, weil er die Theo— 
»neustie der H. Schrift kränke, „indem er sage, die Heil. Schrift wäre in ihrem 
Wesen auch Menschenwort“, die Vorbilder des Alten Testaments schmälere u. dgl. 
S. 150. 
Von geschichtlichem Wert ist die Behauptung des Vf., daß der Holsteinische 
Pietismus conventicula nicht kenne (S. 115). 
Ferner erschien von pietistischer Seite noch eine anonyme Streitschrift wider 
Schwartz *). 
Ein von Schwartzens Freunden, namentlich Hinrich Braker begonnener Ge— 
genangriff mißglückte. Ihre „Gegenanmerkungen“ waren schon bis zum 
27. Bogen in Flensburg gedruckt, als, incerlum ob quam causam““), der 
Druck unterbrochen und das Werk vom Verfasser unterdrückt wurde. Aber durch 
einen unglücklichen Zufall waren die bereits gedruckten Bogen vor ihrer Ein— 
stampfung in die Hände eines neu sich erhebenden Feindes geraten, 
dem sie einen willkommenen Stoff zu einem in friedlicher Maske einhergehenden 
scharfen Angriff auf Schwartz gaben. Schleswig 1705 erschien: „Nohtt⸗- 
dringende Anrede an —l). Josuam Schwartz ... wolmeinende gestellet von 
einem Friedliebenden Vertheidiger der Wahrheit““. Der anonyme Verfasser war 
der Kopenhagener Hofprediger Franz Julius Lütkens“). 
1) Trotz dieser Apologie bleibt es dabei, das Muhlius' (und der anderen Pietisien) von 
Schwartz als „Coccejanisch-rabbinisches“ angeserochenes „Principium'“: dast man den heiligen 
Tert in seiner größten Weite (latitudine) auslegen und ihn nicht ausden 
Auch st äblichen Verstand beschränken dürfe, ein durchaus ungesundes ist, weil 
s einem laienhaften, willkürlien Schriftgebrauch und einer Verwirrung in der Lehre Tür 
ind Tor öffnet. 
) Strigilis Schwartziania oder D. Josuae Schwarkens unverschämtes Be 
sinnen wider 1. Henr. Muhlium, durch die Hechel der Wahrheit gezogen ... Gedruckt im 
dolsteinischen. 1705. 
*3) Moller lIl, 824. 
») Franz Juhius Lütkens war unter den sonst noch rein orthodoren „Gelehrten“ 
Dänemarks und Kopenhagens der einzige Vertreter des hoffähigen Pietismus. Geboren 1050 
uu Dellien (7) im Lauenburgischen, besuchte er die Schule in Lüneburg und danach die Universität 
zu Wittenberg. Schon als Schüler kam er unter Caspar Sandhagens, des Freuundes Speners, 
Sinfluñ und liesi sich wie viele andere junge Theologen der Zeit auch nach seinem Universitäts- 
sudium von diesem „Schriftgelebrten““ in das rechte (pietistische) Verständnis der Hl. Schrift 
einführen. „Ich bin ein Bibelmann, das hat mich Sandhagen gelehrt“, pflegte er zu sagen
	        
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