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B. 1, 8 2. Die Landesfürsten
fahr ging vorüber: durch treulose Verräterei geriet Christian in die Hände Friedrichs
und seiner intimsten Hasser, der holsteinischen Ritter, und ward im Schlosse zu
Sonderburg in enge Haft gesetzt).
Friedrich hat sich als dänischer König nie recht wohl gefühlt. Seine ganze Liebe
gehoͤrte seiner s.eh. Heimat, und auch als König residierte er meistens auf Schloß
Gottorf. So ist er denn auch nicht im Heiligtum der dänischen Könige, im Dom zu
Roskilde, sondern im Schleswiger Dom bestattet: sein prächtiges Monument ist
noch heute ein Hauptschmuck dieses Gotteshauses.
Zu Christian II. stellt er sowohl
als Persönlichkeit wie in seinen
Tendenzen den größten Gegensatz
dar: war Christian eigenwillig,
autokratisch, gewalttätig und in sei—
nen Mitteln ohne irgendwelche sitt⸗
liche Bedenken, so war Friedrich
vorsichtig und bedachtsam, aber auch
zähe und nachhaltig in der Verfol—
gung seiner Ziele. War es Chri—
stians Tendenz, den Bürger- und
den Bauernstand gegenüber Adel
und Praelaten zu heben, so har
Friedrich allezeit mit und für den
Adel regiert: nicht nur in Däne—
mark, sondern auch in den Herzog⸗
tümern hat er die Abhängigkeit der
schollengebundenen Bauern von
den Herren gestärkt.
Zu der Reformation hat
er eine ganz eigentümliche Stel—⸗
lung eingenommen, die sehr an die
seines Verwandten Friedrichs des Weisen erinnert.
Einerseits ist es keine Frage, daß er persönlich der Sache Luthers mehr und mehr
zugeneigt geworden ist, vielleicht nicht ohne die Einwirkung seines Sohnes Chri—
stian (III.) und seines Feldherrn Johann Rantzau. So hat er 1526 ohne Be—
denken dem zur Reformation übergetretenen Herzog Albrecht von Preußen seine
durch höchste Ehrenstellen, zu denen ihn das Vertrauen seiner Landesherren berief. Schon früh
ward er „Hofmeister“, das heißt in diesem Fall soviel wie oberster Beamter in den Herjog
tümern. Vermöge seines Güterbesitzes im Reiche ward er auch Mitglied des dänischen Reichs—
rats. Auf alle Fälle war er der nächste Mann am Thron und hat seinen Königen mit klugem
Rate gedient, zunächst Friedrich J. dann auch Christian III., bis politische Meinungsverschieden⸗
heiten mit dem letzteren — Teilung der Herzogtümer — ihn 1546 nötigten, sich ins Privatleben
zurückzuziehen. Die größten Dienste hat er seinen Herrschern doch als gewaltiger Kriegsmann
erwiesen. Man darf sagen, daß er sowohl Friedrich J. wie Christian III. den dänischen Königs—
thron erobert hat. Als es zur letzten Dithmarscher Fehde kam, hat er noch einmal — mit
67 Jahren — zum Feldherrnstab gegriffen und auch diesmal seinem Herrn den Sieg erfochten.
Jehann Rantzau starb 73 Jahre alt auf Breitenburg, am 12. Dez. 1505. Sein Sohn war der
große Humanist Heinrich Rantzau, der den Ruhm des Geschlechtes noch höher tragen sollte. —
Ueber Johann Rantzau vgl. DBL 13, 440 -50 (der Artikel in der ADB ist unbedeutend).
) Später zu Kallundborg in leichtere Haft gebracht, endete er sein verfehltes Leben erst im
Jahre 1559, 78 Jahre alt, eine interessante, aber nicht durchweg erfreuliche Fürstengestalt.