B. 2, K. 3, 6 34. Die Geistlichkeit
Man siehts in Dörffern hin und wieder
In Stäten, Höfen / auff und nieder /
Wie sie mit ihren Wercken
Verleugnen Christi Creutzes krafft /
Hie und auch in der Nachbarschafft
Ist es scheinbar zu mercken.
Sonderlich wird im Bawern hauß /
Der Pfaffenschalck gelassen aus /
Vnd recht der Fuchs entdecet.
Die Pfaffen doch auf Fürsten häuser /
Vnd in der Stadt / find etwas weiser—
Haben ihn baß verstecket;
Weil ihre Zuhörer in gemein
Witziger dann die Bawern seyn /
Wissen sie sich zu schicken:
Fein Gravitetsch sie ihr Person
Agiren / und auch ihr Sermon
Mit Griechsch und Latein spicken.
Bleiben bey den Historien nicht /
So gar schlecht alß im Dörff geschicht /
Können mehr ding einführen /
Die glaubens puneten basi umbrühren /
Scharff pro et contra disputiren /
Die Ketzer condemmniren.
Haben ihr thun mit kunst geziert /
Ausibündig Logicam studirt/
Darumb sind sie in Ehren;
Auff Hochzeiten und Gästereven
Sitzen sie oben bey den Freyen
Edlen und grosen Herren
Bey welchen sie als hochgelehrt
Gehalten werden lieb und werth /
Dran haben sie gesallen.
Den ersten trunck / den ersten schnitt
Den ersten tritt haben sie mit
Im tantz / für andern allen ...
... unser' Herren Titultrager /
Warheit verjager, Frommen plager /
Die nach all ihren willen
Verkauffen ihr' blauw bunte brillen /
Schwatzen daher auß den Postillen /
Beutel und Bauch zu füllen.
Diese herren von Hohenschulen /
Die mit Pothirhars Hausfraw bulen;
Den langen Rock mit falten /
Ihr gelt / kunst /gunst / authoritet /
Darin all ihr vertrawen steht /
Lieben und gern behalten /
Hat uns der Herr beschrieben recht ..
Denn sie / wie aus den früchten scheint
Im hertzen seynd der warheit feindt
Vnd wandlen nicht rechtschaffen /
Sind faule bäuch und lehre schleuch /
Sie essen lecker / schlaffen weich /
Beid Stät und auch Dörffrfaffen ..
Alles nach dem Buchstaben hin /
Weil sie nicht sehn des Geistes sinn
Sie auff der Cantzel bringen;
Sonderlich wenn in ihr gemein /
Kein Junckern gegenwertig seyn: