A. O. Hoyers über die „Pfaffen“
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Wo aber die vorhanden /
Da sind die Pfafsen ander Leut /
Bringen hersür von nah und weit /
Geschicht aust srembden Landen /
Die in den Büchern sinden wir ...
Eyn/ spricht man dann / wie zierlich kann
Dieser Mann alles bringen an /
Wie wol ist er belesen.
Damit gehn sie zur Kirchen auß /
Folgen dem Pfasfen ins Trinckhauß /
Den Leib auch zu versorgen ....
Hat nur der Pfafsden Veutel voll /
Von seinen Schafsen milch und woll /
So ist er wol zufrieden:
Bekümmert weinig sich darumb /
Ob die Zuhörer werden srombe/
Wenn sie ihm nur vertrawen;
Vnd glauben alles was er spricht
Schlecht hin / und förschen weiter nicht
Das heißt die Kirche bawen. ...
Die akademische Gelehrsamkeit, wie sie sich auf den Kanzeln breit machte, hält
unsere Dichterin für sonderlich schädlich und der rechten Verkündigung des Evan—
geliums zuwider.
Die glärten sind (wie Luther sagt)
Die verkehrten / Gott sey's geklagt
Nennen sich evangelisch /
Vnd sühren einen feinen schein /
Die grösten aber in gemein /
Sind gut Aristotelisch.
Das Heilig Euangelium
Ist ihnen viel zu schlecht und thum;
Imgleichen die Propheten
Vnd Moses reden gar zu schlecht /
Nicht Academisch / wie man pflegt
Auff Universiteten. ....
Die Universitäten sind ihr nur Schulen des Lasterlebens
Sagt mir / das fragen steht ja frey/
Solt von den Hohen schulen /
Da man lernet all' Büberey /
Gassaten gehn und Bulen/
Fressen / sauffen / dergleichen mehr
Das ihr nicht dürfft bekennen /
Die ware Weißheit kommen her
Nach der ihr euch lasit nennen
Ehrwürdige/ hoch. und wolgelehrt?
2. Paul Egards Klage.
Wer auf A. O. Hoyers als eine Außenseiterin nicht hören will, muß desto
ernster auf das Urteil frommer Vertreter des geistlichen Standes selber achten.
Unter den theologischen Autoren des 17. Jahrhunderts finden wir nicht wenige,
die offen und scharf die Schäden des geistlichen Standes beleuchtet haben (Va—
lerius Herberger, Balth. Schuppe, Scriver u. a.). Auch in unserm Lande haben