Full text: 1517 - 1721 (2)

B. 2, K. 4, 8 37. Musik. Teil des Gottesdienstes 
3. Schleswig⸗Holsteins Anteil an der Kirchenliederdichtung 
ist nicht sonderlich groß, doch auch nicht so gering, daß er einer besonderen Be— 
sprechung nicht wert wäre ). 
Aus der Reformationszeit begegnet uns als Verfasser eines im niederdeutschen 
Kirchenraum viel gesungenen Dankliedes (Gott, wi danken diner Güde) der Dith— 
marscher Nic. Boie (vgl. oben S. 63). Erwähnenswert ist auch der Lun— 
dener Pastor Joh. Magdeburg (S. 2601), A. O. Hoyers (S. 290), 
sowie der große Predige Wilhelm Alardus, Pastor in Krempe, F 16045 
Girrendes Turteltäublein, Leipzig 1030, Herz-Jesu Pfeile, ebda. 1035), Chr. 
Kortholt (S. 321). Christian Scriver, Pastor in Magdeburg, 
dürfen wir als geborenen Rendsburger zu den unsern rechnen, dagegen nicht, wie 
Carstens es tut, die mit unserm Lande nur in loser Verbindung stehenden 
P. Flemming und G. Neumarck. Auf dänischem Sprachgebiet sind zu nennen 
Thomas Knudsen in Hygum'“), dessen Sehn Hans Thomesön, 
Nik. Helduader (vgl. oben S. 159), vor allem aber — wir kommen da— 
mit schon etwas über unsere Periode hinaus — den grosien Meister des pietisti— 
schen dänischen Kirchenliedes, Hans Adolph Brorson“'). 
In der Blütezeit des deutschen evangelischen geistlichen Liedes haben auch in 
SH viele Theologen sich unterfangen, als Kirchenliederdichter aufzutreten. Aber 
bei manchen hat ihr Dichterruhm die Gesangbücher, in denen sie ihre Produkte 
der Welt präsentierten, nicht überlebt. So bei den oben (S. 4607 ff.) genannten 
Gensch von Breitenau, Chr. von Stöcken, Brummer, 
Peter Petersen. Als einen „innigen, lieblichen Dichter, Verfasser von 
89 geistlichen Liedern“, rühmt Albert Knapp'!) den in Ammerswurt 1646 ge— 
borenen, als Pastor in Marne 1702 gestorbenen Mauritius Kramer 
(„Heilige Andachten, bestehend in etlichen geistlichen Liedern“, Glückstadt 
1083) *). 
Ideen durch dickleibige Liederbücher betreibt? Daß unsere Kirchen das getan haben, ist ebenso 
wie die langatmigen und „geistreichen“ Predigten ein bedauernswerles Zeugnis von dem 
Mangel an psychologischem Verständnis für den „gemeinen Mann'“', das in weitem Maße 
gerade dem Protestantismus eigen gewesen ist. Der Katholizismus verstehts besser. Das mir 
vorliegende, für SHeugültige amtliche Gesangbuch zählt (mit Anhang) ganze 190 Nummern. 
„Liederschätze“ sind schön für die private Erbauung, für eine „gemeine Messe“, wie unsere 
Alten den Hauptgottesdienst nannten, taugen sie nicht. 
0) Eine möglichst vollständige Zusammenstellung aller, welche als geborene Schleswig · 
Holsteiner oder in unserm Lande tätig gewesene in Betracht kommen, hat Erich Car- 
stens in Z16 (18860) S. 301 ff.. 281ff., 18, S. 285 gegeben. Wertvolles bietet auch 
Prof. W. Möllers Vortrag: SH Antheil am Deutschen ev. Kirchenliede (Z 17, 1887), 
S. 150 ff. sowie Bredereks vorhin genannte Schrift und sein in Nordelb. Bd. 14, 
—AD 
18) Die diesen betr. Lit. s. bei Arends J, S. 373f. 
ꝰ) Er war geb. zu Randerup, dort 1722 P., 1729 - 37 Diakonus in Tondern, F 1764 
als Bischof von Ribe. 
*.) Ev. Liederschatz S. 1314f. Er hat jedoch von Kramer nur ein Lied mitgeteilt (Mr. 
1990), das jenes Lob allerdings verdient. 
*) Weniger lieblich, aber sehr kräftig und originell ist seine „Nothwendig erachtete Christ- 
liche Warnung vor dem ungeschmackten Quacker Quarcke an die Gemeinde in Dithmarschen“, 
Hamb. 16088.
	        
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