Full text: 1517 - 1721 (2)

B. 1, 9 3. Ref. Bewegung in den Herzogtümern 
lands herum. Daß er sich bekehrt und bis 1539 in Itzehoe als Prediger gewirkt 
habe (Schröder in Arch. 4S. 19), scheint eine Fabel zu sein'“). 
So dürftig diese Nachrichten sind, so ergibt sich doch, daß gerade in den Elb— 
marschen zuerst auf holsteinischem Gebiet das Evangelium von zureisenden Evan— 
zelisten gepredigt worden ist. Das hängt vielleicht mit der Nähe Stades zu— 
sammen. Das dortige Kloster der „weißen“ Prämonstratensermönche St. Jürgen 
ist schon frühzeitig der Mittelpunkt lutherischer Predigt gewesen“). Schon 1522 
lehrte der weiße Mönch Johann Hollmann in Stade als bestellter evan— 
gelischer Prädikant, im gleichen Jahre traten in Hamburg, im folgenden in Lauen- 
burg, weiter in Oldes hoe“) und Lübeck Wanderprediger auf. Weiter will in 
Betracht gezogen werden, daß infolge der Verfolgung der Evangelischen, die Kaiser 
Karl schon 1522 in den Niederlanden anstellte, viele um ihres Glaubens willen 
Vertriebene sich nach Norddeutschland wandten. Für diese aber war, wenn sie auf 
dem Seewege kamen, die Elbe ein Haupteinfallstor. Nachweislich finden wir 
nanche Niederländer in Dithmarschen; sie mögen auch in den Elbmarschen hier 
ind da sich niedergelassen haben. 
Bei all diesen und ähnlichen zerstreuten Nachrichten will freilich nicht übersehen 
verden, daß das Auftreten eines im Sinne Luthers predigenden landfremden 
Mannes noch lange keine eigentliche Reformation des Ortes bedeutet. Von einer 
olchen können wir erst reden, wenn an einem bestimmten Orte mit Zulassung oder 
auf Befehl der Obrigkeit (der fürstlichen oder städtischen) die lateinische Messe ab— 
geschafft und der Laienkelch eingeführt worden ist. Und darüber fehlen uns aller⸗ 
meisten Orts die Daten. Die Angaben über „erste“ evangelische Prediger sind 
liberhaupt mit größter Vorsicht zu behandeln. 
Im übrigen sprechen neben solchen Einzelnachrichten auch andre historische Gründe 
zür die Annahme, daß tatsächlich gerade die Elbmarschen als Keimzelle der Refor— 
mation Holsteins anzusprechen sind: hier ist offenbar nicht nur zuerst evangelische 
Predigt erschollen, sondern auch frühzeitig, auch in den Landgemeinden, eine wirk— 
liche Reformation durchgeführt worden. Dafür spricht 1. die berechtigte Ver— 
mutung, daß hier, in seinem eigentlichen Heimatgebiet, der Einfluß Johann 
Rantzaus besonders groß gewesen ist, 2. die besondere Rolle, welche nach der Re— 
ormation der „Münsterdorfer Kaland“ gespielt hat. 
2. Die Landtage von 1525 und 26. 
In dem großen Dunkel, das über der Reformationsgeschichte unseres Landes 
iegt, leuchten als ein kleines Licht die plattdeutschen Berichte, welche der lübeckische 
Domherr Johann Parper über die Verhandlungen auf den zu Rendsburg 
1525 und zu Kiel 1526 gehaltenen Landtagen erstattet hat'“). Aus ihnen ergibt 
sich n ichtt, wie man es in der älteren Geschichtsschreibung gerne dargestellt hat, 
daß diese Landtage irgendwie eine besondere Station auf dem Wege der Reform 
is) Vgl. zur Linden, Melchior Hoffmann (18, S. 145 und 149 f.). Die Meinung, daßi 
der Itzehoer Prediger mit dem als Anhänger Hoffmanns Verjagten nicht identisch gewefen sei 
Lau S. 109), ist irrig. 
i7) Vgl. Reincke a. a. O. 
) Nach Lau S. 108 stellte „Friedrich J. shon um 1524 den Peter Petersen als 
evangelischen Prediger in Oldesloe an, der von dem vertriebenen Holländer () Peter Chri— 
dianvon Brimersheym unterstützt wurde und zugleich auf die Stadt Lübeck einwirkte“. 
1au) Hrsq. von Leverkus in AfStuKG 4, S 453 ff.
	        
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