Full text: 1517 - 1721 (2)

Landtage 1525. 26. 
eder einen Wendepunkt in dieser Richtung darstellen, wohl aber bieten sie ein 
Stimmungsbild von lebendigster Art: sie zeigen uns, wie weit 
reformatorische Gedanken schon in jenen Jahren im Lande verbreitet waren, wie 
der Adel zu den Prälaten stand, und wie König Friedrichs Stellung zu den Pro 
blemen der Zeit eigentlich aufzufassen ist. 
Auf beiden Landtagen handelte es sich in erster Linie um starke Geldforderungen 
des Königs (begründet durch seine grosen Aufwendungen bei der Eroberung des 
Königsthrones). Auf dem Landtage zu Rendsburg kam es jedoch schon 
am ersten Tage zu Verhandlungen, welche direkt das kirchliche Problem betrafen. 
Der Kanzler UÜthenhofen eröffnete nämlich die Versammlung mit der Mitteilung, 
dast während der durch die Kriegsläufte verursachten zweieinhalbjährigen Abwesen— 
heit des Königs aus den Herzogtümern zwischen „Bischöfen, Prälaten, Mannschaft 
(Ritterschaft) und Städten mannigfaltige Irrungen, Mißlichkeiten und Unwille“ 
entstanden seien, welche, wenn sie nicht abgestellt würden, dem Lande zu ewiglichem 
Falle und Verderben gereichen würden. Diese Mißhelligkeiten womöglich auszu— 
gleichen und so die Eingesessenen des Landes, Prälaten, Mannschaft und Städte in 
ewige Freundschaft, Frieden und Eintracht zu bringen, solle auf diesem Landtage 
versucht werden. Die verschiedenen Parteien sollten deshalb zunächst ihre gegen— 
seitigen Beschwerden vorbringen. 
Darauf beratschlagten sich Prälaten, Mannschaft und Städte gesondert. Als 
Resultat dieser Beratungen liessen die Stände durch den Mund des Bischofs von 
Schleswig dem König folgendes vortragen: J. den König wüßten sie mit nichts 
zu beschuldigen, sondern hätten sich nur dafür zu bedanken, daß er „mit sorgfältiger 
Mühe“ die Eintracht im Lande aufrecht zu halten sich bestrebt habe; 2. die 
Praelaten bitten dringend, daß sie und die ganze Geistlichkeit bei ihren recht— 
mäßigen und herkömmlichen Einkünften mögen erhalten bleiben. J. Die Mann— 
schaft fordert a) daß Praelaten und ihre Offiziale nicht (um Geldsachen willen) 
„bannen“ (mit Erkommunikation drohen), sie (die Ritterschaft) wollten (selber) 
einem jeden zu seinem Rechte verhelfen; b) Man habe in den Kirchspielskirchen zu— 
meist („vormest“') ungelehrte Kirchherren, die Fabeln predigten und das heilige 
Evangelium nicht zu deuten („to duden“) wüßten — darin möge ein Wandel ge— 
schehen! c) Auch verkauften die Kirchherren die heiligen Sakramente in Krank— 
heiten, in der letzten Not: wenn man ihnen in der Beichte nicht Geld, eine Kuh 
oder ein Pferd gebe, weigerten sie ihren (der Ritter) armen Leuten zu grosier Be— 
lastung die heiligen Sakramente — das könnten sie nicht dulden („lvden““), es 
möge abgestellt werden; 4. Die Städte wüßten von sich aus („erer personen““) 
weder den König, noch die Praelaten, noch die Mannschaft zu beschuldigen. 
Betrachten wir nun diese Beschlüsse der drei Stände etwas näher, so ergibt sich 
folgendes: die Mißhelligkeiten bestehen nur zwischen Adel und Geistlichkeit. Sie 
sind offenbar zunächst wegen Geldsachen entstanden, etwa wegen der Verteilung der 
Lasten, die schon auf dem (im übrigen unbekannten) Landtage „up der Grander— 
heide“ von 1524 die Stände auf sich genommen hatten. Schon damals mögen die 
Ritter versucht haben, den Prälaten den Hauptteil der Lasten zuzuschieben. Ferner 
haben sowohl manche Ritter wie manche von ihren Bauern den Prälaten bzw. 
Geistlichen die gewohnten Abgaben geweigert. Die Geistlichkeit hat darauf mit 
Androhung des Bannes reagiert. So kommt es zur Forderung 3Za, die an erster 
Stelle steht und den Rittern gewiß die Hauptsache gewesen ist. Zur Verstärkung 
dieser Forderung aber kommen sie nun mit Beschwerden reformatorischer Art. 
Darunter ist die über ungelehrte Kirchherrn, die Fabeln (Legenden) statt des Evan— 
Feddersen, Kirchengeschichte, B. II.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.