Full text: 1517 - 1721 (2)

Landtage 1525. 260. 
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an ihrem Geldbeutel, getroffen und in einem Maßie geschröpft, daß man fast Mit— 
leiden mit ihnen haben muß. Ritter und königliche Räte nahmen sie in die Zwick— 
mühle und schreckten und bedrohten sie, die Waffenlosen, so lange, bis sie sich be— 
quemt hatten, den weitaus größten Teil der an sich schon ungeheuerlichen Abgaben 
zu bewilligen. Manche kirchliche Institute haben hernach die Substanz ihres Ver— 
mögens angreifen und wertvolle Besitzungen verkaufen müssen, um die versprochene 
Barsumme aufzubringen“). 
Bischof Godskevon Ahlefeld wurde durch die ungeheure Schröpfung 
so aufgebracht, dasi er sich weigerte, in gewohnter Weise den Sprecher der Stände 
zu machen, und als man ihn dennoch freundschaftlicher Weise dazu nötigte, nur 
„truryck vnd beuende“ (zitternd) eine kurze Erklärung abzugeben imstande war 
Parper S. 479). Detlev von Reventlov, Lübecker Domherr und 
Propst von Reinbek, äußerte: er sehe nichts anderes vor sich als die Vernichtung 
der Kirchen und Klöster, denn man werde von Jahr zu Jahr den Klerus immer 
stärker ausquetschen, bis er völlig erschöpft sei; seine Mutter hätte ihn lieber er— 
äufen als zum Priester machen sollen. Un Detlev Sehestedt, Lübecker 
Domherr und Propst von Preetz, meinte: jetzt sei die Zeit gekommen, von der sein 
Freund Hans Rantzau einst gesprochen habe: seinerzeit hätten die Lübecker Bischöfe 
mit Recht und Unrecht seine Vorfahren und Verwandten aus Eutin und ihren 
dortigen Besitzungen vertrieben; es werde schon eine Gelegenheit für sie (die 
Rantzaus) kommen, die Bischöfe nach Oldenburg zurückzutreiben und Eutin wieder 
in Besitz zu nehmen. Man werde — so meinte der Preetzer Propst — immer 
neue Methoden der Ausquetschung erfinden, bis man den (hohen) Klerus gänzlich 
erschöpft, die Klöster zerstört und die Beute wieder in seinen (des Adels) Besitz 
zebracht habe. 
So sah die Hierarchie ihrem wirtschaftlichen Ruin deutlich entgegen“), und das 
mit Recht: die Gier nach dem reichen Kirchengut war es, was Fürst und Adel ge— 
genüber dem Klerus zusammenführte. Aber die Auspowerung der Kirche war auch 
der wesentlichste Gesichtspunkt, unter dem man damals (15260) eine „Reformation“ 
in Aussicht nahm: an eine Aenderung des ganzen kirchlichen Systems, der Lehre 
und des Gottesdienstes, an eine entschiedene und klare Reformation nach lutherischen 
Grundsätzen mögen damals einzelne Mitglieder des Adels wie Johann Rantzau 
gedacht haben, keineswegs aber die Mehrzahl der Ritterschaft'“). 
Aber wenn auch weder Rendsburg noch Kiel einen Fortschritt in der Refor— 
mation unseres Landes bedeutet hat — die wirkliche Reformation im lutherischen 
Sinne war schon auf dem Wege: der Mann, der berufen war, in allen dänischen 
Reichen die Reformation durchzuführen, war im nördlichsten Gebiete unseres 
Landes schon in diesem Sinne tätig, un Hadersleben wurde in viel stär— 
22) So mußte das Kloster Bordesholm seine Breitenburger Besitzungen für 4000 Mk. ver⸗ 
kaufen. Der „Reformationsgewinnler“ war in diesem Falle Johann Rantzau, der damals den 
Grundstock zu der Breitenburger Herrschaft legte. 
ea) Der kluge Bischof von Ahlefeld hatte Angriffe auf das Kirchengut schon lange vorher⸗ 
gesehen und deshalb bereits 1823 ein genaues Verzeichnis der Güter des Schleswiger Stiftes 
aufsiellen lassen. 
*9) Am allerwenigsten derjenige, welcher auf dem Kieler Landtage besonders eindringlich auf 
die Prälaten einredete, sie möchten jetzt opfern, um nur ihre Eristenz zu retten und den sonst 
drohenden Sieg der martinischen Sekte aufzuhalten, der königliche Rut Wulf (Wolfgaug) 
von Pogwisch, von dem wir bestimmt wissen, daß er entschieden katholisch gesinnt war 
ler war der Vater des großen holsteinischen Ketzerbekämpfers Berttram von Pogwisch, 
vgl. Moller J, 499).
	        
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