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B. 1, 9 3. Ref. Bewegung in den Herzogtümern
berg hing und bei seinem Reformationswerk sich aufs engste an Luthern und seine
Mithelfer angeschlossen hat. Das ist auch unserem Lande zugute gekommen: unsere,
vor allem aber die dänische Reformation ist direkt von Wittenberg beeinflußt
worden: wir haben das luthersche Evangelium aus erster Hand bekommen, und
eine stattliche Reihe von Dokumenten zeigt uns, wie die deutschen Reformatoren
unsere Nordmark beachtet und betreut haben. Solange Luther lebte, hat König
Christian in stetem brieflichen Verkehr mit ihm gestanden und seiner Verehrung
für den Reformator noch nach dessen Tode dadurch Ausdruck gegeben, daß er seiner
Witwe ein stattliches Jahrgeld ausgesetzt hat“).
Je älter und reifer Kg. Christian wurde, desto ernster und tiefer wurde seine
Frömmigkeit. Mögen manche Fürsten seiner Zeit mehr aus politischen als aus
religiösen Gründen die Reformation befördert haben — mag auch Christian selber
die Stärkung seiner königlichen Macht als willkommene Folge seines Refor—
mationswerkes mitgenommen haben — es ist keine Frage, daß ihm das Luthertum
wirklich Herzenssache gewesen ist. Wenn wir deshalb der echten und guten Re—
formationsfürsten des 16. Jahrhunderts dankbar gedenken, so dürfen wir Chri—
stian III. nicht vergessen.
4. Herzog Christians Haderslebensche Reformation.
Nachdem Prinz Christian 1524 aus dem dänischen Feldzug in die Herzogtümer
zurückgekehrt war, wurde ihm und seiner ihm 1525 angetrauten jungen (IJ4jäh—
rigen) Gemahlin Dorothea, einer Tochter des großen Pfaffenfeindes Herzog
Magnus von Lauenburg, eine eigene Hofhaltung eingerichtet, und zwar auf dem
Schlosse Haderslevhuus bei Hadersleben. Als materielle Grundlage dieser Hof—
haltung wurden ihm die Aemter Hadersleben und Törning lein Ge—
biet also, das fast ganz dem späteren Kreis Hadersleben entsprach und 66 Kirch—
spiele umfaßte) als fürstliches Lehen überwiesen. Wir wissen, daß mit solchen fürst—
lichen Lehensüberweisungen eine ziemlich selbständige Regierung über das betr.
Gebiet verbunden en wurde also ein kleiner Landesherr und gewann
so den Mut und die Freiheit, die reformatorischen Ideen, die ihn beseelten, ge—
wissermaßen probeweise, auf einem kleinen Gebiete ins Leben zu führen.“)
20) Für den Briefwechsel Christians mit Wittenberg vgl. vor allen: Andreas Schu—
macher, Gelehrter Männer Briefe an die Könige in Dänemark. Kop. und Leipzig, 1758.
Ferner eine Sammlung von Briefen Kg, Christians an Wittenberger Refor—
matoren in Aarsberetninger fra det Kongelige Geheimearchiv, 1. Bd. (Kbhn. 1882455), S.
215-296. Dazu die Ausgaben der Briefe Luthers.
*c) Er wird auch als Statthalter der Herzogtümer bezeichnet; das ist indeß nur soweit richtig,
daß ihm bei längerer Abwesenheit des Königs aus den Herzogtümern dessen volle Stellvertretung
in der Regierung jedesmal übertragen wurde: er war also nicht ständiger, sondern nur zeit—
weiliger Statthalter. Als Statthalter aber war er viel stärker denn als Lehnsmann an den
Rat des Kanzlers, an die Zustimmung der Stände und vor allem an den Willen seines Vaters
gebunden. So hat er denn auch klugerweise es vermieden, während seiner verschiedenen Statt⸗
halterschaften irgendwelche reformatorische Maßnahmen für das ganze Land zu ergreifen;
er hat sich in dieser Beziehung auf sein kleines Gebiet beschränkt, hier aber desto energischer
durchgegriffen. — Literatur zur Haderslebenschen Reformation s. bei Witt S. 189 f.
Neuerdings ist dazugekommen die schöne Darstellung von T. O. Achellis in „Hadersleve
gamle Dage, 1292 - 1020“ (Hadersleben 19260).