Full text: 1517 - 1721 (2)

Seine Anfänge 
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Von Wittenberg nach Liefland zurückgekehrt, geriet Hoffmann dort alsbald 
mit den lutherischen Geistlichen in Streit. Wie sie nunmehr auf gewisse Ketzereien 
(3. B. in der Lehre vom Abendmahl) aufmerksam wurden und bei Luther über das 
ihm gegebene Zeugnis sich beschwerten, so erweckte ihr feindseliges Verhalten bei 
ihm den Keim seines inbrünstigen Hasses gegen die „Geschmierten“, der sich später 
immer entschiedener auswuchs. Aber noch „waren es nur die Trabanten Luthers, 
mit denen er in Conflikt geraten war, noch stand für ihn die imponierende Gestalt 
des Reformators selbst ehrfurchtgebietend und als unantastbare Autorität da“ (zur 
Linden, S. 77). 
Von Liefland des Landes verwiesen, ging Hoffmann Anfang 1526 nach 
Stockholm. Hier verheiratete er sich und diente den zugewanderten Deutschen 
als Prediger. In seine Stockholmer Zeit fällt auch die Abfassung zweier wichtiger 
Schriften. 
Die eine ist die „kor te formaninghe“ an die Versammlung der Gläu— 
bigen in Liefland, plattdeutsch geschrieben“. Schon hier tritt seine intensiv eschato— 
logische Stimmung stark hervor. In merkwürdiger Deutung der vier Tiere Hefek. l 
und Apok. 4 sucht er den Liefländern seine dem Neuen Testament entsprechende 
geistliche Sinnesweise und Schrifterklärung im Gegensatze zu dem fleischlichen 
Wesen seiner Gegner (der lutherischen Pastoren in Liefland) klar zu machen. 
Deutlich weist er auf sich als den verheißenen Profeten, welcher der verderbten 
Welt das nahe Gericht Gottes zu verkünden berufen sei. 
Die zweite, in Schweden verfaßte, aber an die Liefländer gerichtete Schrift ist: 
„Das XII Capitel despropheten Danielis ausgelegt .... 
1526“. In dieser besonders wichtigen Schrift erhalten wir in kurzen Zügen einen 
vollständigen Einblick in Hoffmanns Lehre, wie sie sich zu der Zeit ausgebildet 
hatte. 
Noch hält er an Luthers Rechtfertigungslehre und an der absoluten Praedesti 
nation fest, läßt aber auch deutlich seine mystischen Ansichten von der Vergottung 
des Menschen und der Gelassenheit der Seele in Gott erkennen. In der Lehre 
vom Abendmahl stimmt er, ohne dessen merkwürdiger Deutung der Einsetzungs- 
worte beizutreten, am meisten mit Karlstadt zusammen, wie er mit diesem auch für 
das Anrecht der Laien an der Schriftauslegung und den geistlichen Funktionen ein— 
tritt. Der Obrigkeit soll der Christ gehorchen in dem, das nicht wider Gott ist, doch 
ist das Schwören abzulehnen. In seiner Eschatologie ist er nunmehr zu dem Punkte 
gelangt, daß er mit Michael Stiefel das 7. Jahr nach 1526, also 1533 als 
Termin für das Weltende ansetzt. 
Die von älteren Schriftstellern gegebene Nachricht, daß Hoffmann im Verein 
mit Knipperdolling und Melchior Rinck in Stockholm einen Bildersturm veranlaßt 
hätte, läsit sich nicht halten. Hoffmann scheint aus Schweden auch nicht eigentlich 
ausgewiesen zu sein, sondern dem Urteil König Gustavs J., „daß er sehr phantastisch 
und in seinem Worte etwas unbedacht, daher zu einer offenbarlichen Predigt vor 
dem gemeinen Haufen nicht zuzulassen“ sei, nachgegeben und freiwillig das Land 
verlassen zu haben (zur Linden, S. 50 ff.). 
Von Schweden gelangte er nach Lübeck. Dort hatte zwar die Martinische 
Sekte schon einige Anhänger, aber der Rat war noch sehr vorsichtig: offenbare 
lutherische Prediger wurden verhaftet oder vertrieben. So war für einen so rück— 
sichtslosen Eiferer wie Hoffmann in Lübeck kein Platz. Wir haben über seinen 
) 1856 zu Riga von A. Buchholz neu herausgegeben. 
Feddersen, Kirchengeschichte, B. II.
	        
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