In Kiel, 1527 — 29
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Art von Hofprediger vom König besoldet worden sei. Welcher Art seine Stellung
war, geht aus seinen durchaus glaubhaften Angaben im „Dialogus“ ziemlich deut—
lich hervor: „Derselb kürssner kam mit weib und kind in das land zu Holsten, da
ließ in künig Friderich von Dennemark zu im fordern, un wolt seine sermones
hören. Da er nun gots wort rechtschaffen leert, nam ihn der künig an für seinen
diener, und gab im brieff und sigel im gantzen land zu holsten das
woöortgots zupredigen,woes imgeliebet, und befestigt in für—
nemlich zum Kyll zu einem prediger, nam all sein hab und gut in seinen schutz,
weib, kind und all die seinen, zu handhaben, schützen und beschirmen, in allen christ—
lichen sachen.“ Vorher, so berichtet Hoffmann weiter, habe ihn der König auf seine
Lehre vrüfen lassen.
Die Sache wird wohl so zu denken sein, daß Hoffmann, der nach paulinischem
Vorbilde sich von seiner Hände Arbeit nährte, sich nach seiner Vertreibung von
Lübeck in Kiel wohnhaft gemacht und dort, wie etwa auch an anderen Orten, zu—
nächst eine freie Evangelisationstätigkeit entfaltet hat. König Friedrich wird von
seiner zündenden Beredsamkeit gehört, ihn in Kiel oder auf Gottorf selber gehört
und in ihm den passenden Mann gefunden haben, im Ostteil Holsteins (Wagrien),
wo von evangelischer Predigt noch wenig zu hören war, das Evangelium kräftig
auszubreiten. Das Zeugnis Luthers, das der Kürschner mit sich führte, wird den
Hoftheologen des Königs die Prüfung der Lehre erleichtert haben. Das koönigliche
Dokument, das daraufhin ihm gegeben wurde — leider eristiert es nicht mehr —,
wird nichts anderes als ein königlicher Schutzbrief gewesen sein, wie Friedrich ihn
auch anderen evangelischen Predigern ausgestellt hat, jedoch mit dem Unterschied,
daß ihm nicht nur an seinem Wohnort, sondern in ganz Holstein die Kanzeln ge
öffnet wurden. Hoffmann wurde also ein königlich privilegierte Evangeli—
sationsprediger oder Volksmissionar für ganz Hol—
stein, insonderheit aber für Kiel. Ein solcher war dem König für diese Stadt
umso mehr erwünscht, als die vom Kloster Bordesholm gestellte Kieler Geistlichkeit
noch stramm zum alten Glauben hielt').
Wie hat nun Hoffmann in Kiel gewirkt? Man darf nach seiner uns
bekannten Art annehmen, daß er mit feurigem Eifer sein Evangelisationswerk ge—
trieben hat. Daß er tatsächlich auch in anderen Städten Holsteins gepredigt habe,
ist nicht bekannt, doch sehr wohl möglich. Daß er gesonnen war, über seinen Stand—
ort hinaus zu wirken, ergibt sich schon daraus, daß er sich selber eine Druckerei, die
erste in Kiel, eingerichtet hat. Ueber den Erfolg seiner Wirksamkeit in Kiel haben
wir leider nur Berichte aus der Hand seiner erklärten theologischen Gegner. Schul
dorpe(s. oben S. 30 f.) hat berichtet, dasi er, statt das einfache Evangelium zu pre—
digen, sonderbare Allegorien über die Stiftshütte vorgebracht und auf die städtische
Obrigkeit arg geschimpft habe. Daß auf alle Fälle seine Predigt nicht ohne Erfolg
gewesen ist, ergibt sich daraus, daß sie dem altgläubigen Kirchherrn stark auf die
Nerven fiel, da seine Meßgottesdienste leer wurden und er nach einjähriger Wirk
samkeit Hoffmanns in Kiel derart bei der Bevölkerung den Boden verloren hatte,
daß er sich (Oktober 1828) nach Bordesholm zurückzog und das Kloster, um weitere
Unruhen zu vermeiden, dem Rate gestatten mußte, den Pfarrer an der Nikolai—
kirche, den man bisher von dort hatte nehmen müssen, „auf etliche Jahre“ beliebig
.) Daß der Kieler Kirhherr Wil helm Prawest im Jahre 15260 „zur neuen Lehre
üübergetreten“ sei (zur Linden S. 114 nach J. M. III, S. 27) halte ich mit G. Ficker (BuM
VII, S. 19) für ausgeschlossen.