Full text: Die Juden und das Wirtschaftsleben

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Wie die Expedition des Columbus nicht möglich gewesen 
wäre, hätten die reichen Juden ein Menschenalter früher Spanien 
verlassen, so würden voraussichtlich die großen Indienkompagnien 
ebenso wenig wie die großen Banken, die im 17. Jahrhundert 
entstehen, in gleicher Mächtigkeit lebig geworden sein, wäre 
nicht der beträchtliche Reichtum der flüchtigen Juden den Hol- 
ländern, ‘ Engländern, Hämburgern zu Hilfe gekommen, wären 
also die Juden ein Jahrhundert später aus Spanien und Portugal 
vertrieben worden. 
Damit sind wir aber schon mitten in der allgemeinen Be- 
wertung des jüdischen Reichtums, der natürlich darum so be- 
deutsam war, weil er die Inangriffnahme aller kapitalistischen 
Werke, wenn nicht überhaupt ermöglichte, so wesentlich er- 
leichterte: Bankgründungen, Verlegertätigkeit, . Börsenspekula- 
tion — all dieses: wurde den Juden leichter als den andern in 
dem Maße als ihre Taschen reicher gefüllt waren. Was ja Selbst- 
verständlichkeiten sind. 
Auch ‚daß ihr Reichtum sie befähigte, die Bankiers der 
Könige zu werden, ist eine Feststellung, die nicht allzuviel Auf- 
wand an Scharfsinn erheischt. # 
Dagegen verdient ein anderer Umstand, der ebenfalls mit 
dem Geldbesitz der Juden im Zusammenhange steht, etwas heller 
beleuchtet zu werden. Ich meine den ausgiebigen. Gebrauch, 
den die Juden von ihrem Gelde zu Leihezwecken machten. 
Diese besondere Verwendungsart nämlich (an deren allgemeiner 
Verbreitung nicht gezweifelt werden kann) ist offenbar eine der 
wichtigsten Vorbereitungen für den Kapitalismus selbst geworden. 
Wenn die Juden in jeder Hinsicht sich als geeignet erweisen, 
die kapitalistische Entwicklung zu fördern, so verdanken sie das 
ganz gewiß nicht zuletzt ihrer Eigenschaft als Geldleiher (im 
Großen wie im Kleinen). 
Denn: 
aus der Geldleihe ist der Kapitalismus geboren. 
Seine Grundidee ist schon in der Geldleihe im Keime enthalten ; 
seine wichtigsten Merkmale hat er aus der Geldleihe empfangen. 
In der Geldieihe ist alle Qualität‘ ausgelöscht und der 
wirtschaftliche Vorgang erscheint nur noch quantitativ be- 
stimmt.
	        
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